Donnerstag, 10. Oktober 2013
ARD erneut unter Manipulationsverdacht: Wie in den Polit-Talks getrickst wird
Das Thema Flüchtlinge und Asylpolitik ist derzeit das vorherrschende Thema in den Medien. Doch speziell die Art und Weise, in der sich die Polit-Talks der ARD dem Thema widmen, ist mir sauer aufgestoßen. Hier versucht die ARD ziemlich offensichtlich, ihre Zuschauer zu manipulieren.
Schon im vorangegangenen Post über die letzte Ausgabe von Hart aber fair, erwähnte ich die auffällige Zusammensetzung der Talkrunde. Denn wieder einmal trat ein Schweizer Journalist als Antagonist auf, der sich allein gegen alle anderen Gäste und die vorherrschenden politische Meinung (links der Mitte) behaupten musste. Die Tatsache als solche ist wenig überraschend, da die Polit-Talks im Öffentlich-Rechtlichen grundsätzlich so aufgebaut sind. Auch Thilo Sarrazin wurde grundsätzlich kein Fürsprecher zur Seite gestellt.
Diese Praxis, dass in den Polit-Talks stets eine Mehrheit, die sich links der Mitte positioniert, gegen einen einzelnen Andersdenkenden in den Ring steigt, ist bereits eine Form der Manipulation. Es wird damit kommuniziert, dass der eine Gast mit seiner Meinung völlig alleine dasteht und gegen die (vor allem zahlenmäßige) Überlegenheit der anderen keine Chance hat. An einem argumentativen Austausch sind weder die Moderatoren, noch die anderen Gäste interessiert. Vielmehr wird emotionalisiert und polemisiert und nicht selten wird der Andersdenkende dann auch angefeindet und diffamiert.
So geschehen auch wieder am Montag bei Plasberg. Besonders irritiert war ich allerdings, dass Khadra Sufi in der Sendung saß und von ihren Erlebnissen als Flüchtlingskind berichtete. Sie sagte deutlich, dass es den Flüchtlingen eigentlich völlig egal sei, wo sie unterkämen. Und wären die Bedingungen auch noch so mies, sie kämen trotzdem. Allein die Tatsache, in Deutschland keine Angst vor dem nächsten Tag haben zu müssen, endlich mal wieder in Frieden schlafen zu können, sei für sie "ein unbezahlbares Gefühl" gewesen. Sie wäre froh gewesen, ein eigenes Bett gehabt zu haben, selbst wenn andere über eine solche "Gefängnismatratze" nur die Nase rümpften...
Ja, es waren sehr bewegende Aussagen und es war herzergreifend, wie sehr ihre Augen leuchteten, während sie von ihrer Ankunft in Deutschland sprach. Wer sich davon selbst ein Bild machen möchte, möge sich die Sendung einfach in der ARD-Mediathek anschauen. Die hier geschilderten Aussagen Sufis finden sich ab Spielzeit 1:07:00 Minuten. Das eigentlich Verblüffende aber war, dass Sufi vor gar nicht allzu langer Zeit (27.08.13) auch bei Maischberger zum Thema "Wut auf Asylbewerber: Sind wir Ausländerfeinde?" zu Gast war. Zufälligerweise habe ich auch zu dieser Sendung eine TV-Kritik verfasst (siehe hier).
In dieser Sendung berichtete die ARD-Journalistin Caroline Walter, die für eine Reportage vier Wochen lang in einem Asylbewerberheim lebte, über die angeblich menschenunwürdigen Bedingungen. Sie sprach von Schimmel in den Nasszellen, dünnen Wänden, mangelnder Privatsphäre und dergleichen. Bereits nach kurzer Zeit hätten sie diese Zustände an den Rand ihrer physischen wie psychischen Belastungsgrenze gebracht. Mal abgesehen davon, dass es irgendwie kein wirklich guter Journalismus ist, wenn die Reporterin ihre gutbürgerlichen Verhältnisse als Vergleichsgrundlage nimmt, kam von Frau Sufi überhaupt kein Einwand.
Eigentlich wäre es doch gerade zu diesem Zeitpunkt an ihr gewesen, mit dem Irrtum aufzuräumen, dass die Zustände dort menschenunwürdig seien. In meinem damaligen Post fragte ich etwas provokativ "Ist ein Feigenblatt etwa kein Kleid für einen Nackten?". Und tatsächlich empfand Sufi damals doch allein schon die Tatsache, in dem Heim außer Lebensgefahr zu sein und ein eigenes Bett zu haben als "aller-allergrößtes Glück". Aber warum sagte sie das dann nicht seinerzeit bei Maischberger?
Nun, ich nehme mal stark an, dass sie das nicht sagen sollte! Dafür wurde sie ganz offensichtlich nicht bezahlt, zumal diese Aussagen die Sendung in eine ganz andere Richtung gelenkt hätten und der Reportage der ARD-Kollegin damit praktisch jegliche Daseinsberechtigung entzogen worden wäre. Es wäre doch vollkommen naiv zu glauben, dass es keine Vorgespräche mit den Gästen gäbe, in denen ihnen nahegelegt wird, bestimmte Dinge zu erwähnen und andere lieber zu verschweigen.
Im Übrigen nahm in der Maischberger-Sendung Philipp Gut die Rolle des Gegenspielers ein, seines Zeichens stellvertretender Chefredakteur der Schweizer Weltwoche. Am Montag bei Plasberg war es dann der Chef der Weltwoche selbst, Roger Köppel, der sich als "rechter Schmierfink" beschimpfen lassen musste. Die Parallelen sind schon irgendwie sehr auffällig. Wer sich den Maischberger-Talk noch einmal ansehen möchte, kann dies auch tun. Die Reportage der ARD-Reporterin wird ab Spielzeit 43:40 Minuten thematisiert. Einwände von Sufi kamen dazu nicht mehr und auch ihre frühere Aussage (in dieser Sendung), dass Asylanten dankbar wären, egal wo sie schliefen (32:50 min.), wurde nicht mehr aufgegriffen. Das passte offenbar nicht ins Konzept.
Es ist nicht das erste Mal, dass sich die ARD mit dem Vorwurf der Manipulation auseinandersetzen muss. Ich habe an dieser Stelle bereits auf den schlampig recherchierten und undiffernzierten ARD-Markencheck zu Apple hingewiesen. Und auch die ARD-Doku "Ausgeliefert! Leiharbeit bei Amazon" schlug Anfang des Jahres hohe Wellen. Tatsächlich fußte die anschließende Protestwelle gegen Amazon auf einer äußerst zweifelhaften Berichterstattung. Es war die Rede von einer fingierten E-Mail, einer frei erfundenen polnischen Zeugin und einem angeblichen Speisesaal, der offenbar nie in diesem Zusammenhang existierte. Laut einem Focus-Bericht hat der hr, der die Reportage für die ARD produzierte, später entsprechende Manipulationen eingeräumt.
Man sollte an dieser Stelle nicht vergessen, dass die Öffentlich-Rechtlichen eigentlich einen Bildungsauftrag zu erfüllen haben, für den sie unglaubliche 23 Fernsehsender sowie 80 Hörfunksender unterhalten und jährlich schätzungsweise 8-10 Milliarden Zwangsabgaben kassieren. Doch anstatt hochwertige und unabhängige Informationen zu liefern, setzt uns die ARD gezielt Manipulationen aus, vor denen sie uns eigentlich schützen sollte.
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