Die Strecke ist mir ohnehin in ziemlich schlechter Erinnerung geblieben. Einerseits wegen der zahlreichen Blitzer, andererseits weil es nur sehr schleppend voran ging und ich ständig hinter Lastwagen oder gar bäuerlichen Zugmaschinen herjuckeln musste. An ein gleißendes, rötliches Licht konnte ich mich indes nicht entsinnen. Wohl aber daran, wie mies die Blitzer platziert waren. Versteckt hinter Schildern oder in der Flucht von Bäumen und Straßenlaternen. Ohne entsprechende Warnhinweise, wären sie mir vermutlich gar nicht alle aufgefallen.
Versteckter TraffiTower in Bottendorf |
PoliScan speed in Niederwetter |
Versteckter TraffiTower in Münchhausen |
PoliScan speed in Wetter |
Wie soll denn der Fahrer sein „Fehlverhalten“ korrigieren können, wenn er gar nicht darauf hingewiesen wird? Ohne Blitz, keine Einsicht! Etliche dieser fiesen Anlagen stehen zwischen 22 Uhr und 6 Uhr sogar auf Tempo 30. Wer die Hinweisschilder übersieht, könnte so theoretisch für sieben Tempoüberschreitungen belangt werden, ohne dass er sich auch nur einer einzigen bewusst wäre. Rechtlich gesehen gäbe es sicherlich allen Anlass, dieses Worst-Case-Szenario als ein einziges Verkehrsvergehen zu ahnden, aber es kann sich ja nicht jeder einen Einspruch, ein Gerichtsverfahren und einen eigenen Gutachter leisten – nicht wahr, Herr Kahn?
Apropos Gutachter, wer sagt uns denn, dass diese Dinger tatsächlich korrekt auslösen? Die Messung ohne Induktionsschleife bei gleichzeitiger Erfassung beider Fahrtrichtungen dürfte selbst die ausgefeilte Laser-Technik vor gewisse Probleme stellen. Wie kann das Gerät die Geschwindigkeit von Autos auf der Gegenfahrbahn ermitteln, wenn diese durch andere Fahrzeuge verdeckt werden (siehe Bild)? Wer garantiert uns denn die zuverlässige und irrtumsfreie Funktion der Anlagen? Klar, der Hersteller. Was aber, wenn dieser zugleich auch Betreiber und Teilhaber der Anlage ist?
Wie der hr in einem defacto-Beitrag offenlegte, unterhält Vitronic genau diese Art von Geschäftsbeziehungen. Die klammen Kommunen bekommen die Anlagen nämlich kostenfrei gestellt. Im Gegenzug kassiert Vitronic fünf Euro pro Bußgeldbescheid. Das nennt man wohl eine Win-Win-Situation. In Münchhausen sorgen laut Bürgermeister vier TraffiTower für monatlich 5.000 verwertbare Fälle. Wenn wir die gleiche Quote für die sieben PoliScan Anlagen voraussetzen, hat Vitronic bereits nach 16 Monaten den kompletten Verkaufspreis von ca. 100.000 Euro pro Gerät erzielt. Zweifellos ein gutes Geschäft.
Um die Verkehrssicherheit geht es da schon lange nicht mehr. Ganz im Gegenteil, je mehr Autofahrer in die fiesen Fallen tappen, desto breiter das Grinsen bei den Vertragspartnern. Und so kommt es dann auch zustande, dass 34 Straßenkilometer zwischen Marburg und Bottendorf mit mittlerweile 17 Blitzern gepflastert sind. Zwar sprach sich selbst die Polizei gegen diesen Wahnsinn aus, wenn es um Geld geht, setzt die Vernunft jedoch allzu oft aus.
Versteckte Blitzer, die weder an Gefahrenstellen platziert werden, noch den Sünder überhaupt auf einen Verstoß aufmerksam machen, tragen sicherlich nicht zur Verkehrssicherheit bei. Sie dienen einzig und allein dem Zweck der Geldmacherei. Wer sollte diesem Wahnsinn Einhalt gebieten? Die Landespolitik? Sicher nicht, schließlich entlasten die Blitzer die Haushalte. Gewiss schadet es auch nicht, dass Vitronics Firmensitz in der Landeshauptstadt Wiesbaden liegt.
Eine so dreiste Abzocke ist wirklich das Allerletzte und bringt sicherlich nicht nur mich zur Weißglut...
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