Sonntag, 20. Januar 2013

Zwangsfinanziertes Trash-TV: "Wetten, dass..?"

Wer nicht mit der Zeit geht, der muss mit der Zeit gehen. Die Sendung „Wetten, dass..?“ scheint diesem ungeschriebenen Gesetz jedoch zu trotzen. Und das seit nunmehr 32 Jahren. Dabei ist die familiäre Samstagabendunterhaltungsshow längst tot. Die Zeiten, in  denen die Show regelmäßig mehr als 20 Millionen Menschen vor den Bildschirm lockte, sind Geschichte. Dennoch hält das ZDF unbeirrt an diesem Format fest. – Zu Unrecht, wie auch die gestrige Sendung wieder einmal demonstrierte.

Zugegeben, die Show war schon zu Gottschalks Zeiten gespickt von Peinlichkeiten und Fremdschämmomenten. Doch es scheint, als sei das ZDF fest entschlossen, sich im Niveaulimbo-Wettkampf gegen die private Konkurrenz durchzusetzen. Das beginnt damit, dass jeder Wettkandidat in einem Einspielfilmchen vorgestellt wird. Mit der Wette an sich hat das meist gar nichts zu tun, vielmehr werden die Kandidaten in ihrem angeblichen alltäglichen Umfeld präsentiert. Moment, das kennen wir doch. Richtig, genauso stellt ProSieben seit Jahren die potentiellen Gegner Raabs vor.

Doch während man bei Raabs Einspielfilmchen schon mal das Gefühl hat, Chuck Norris sei nicht der einzige Übermensch, stellt uns Lanz ein übles Klischee vor. Einen asitoastergebräunten, gegelten Hobby-Bodybuilder und –Wrestler, der davon träumt einmal Schönheitschirurg zu werden, um dann nicht minder klischeebehafteten Vertretern des anderen Geschlechts die Brüste zu vergrößern. Und nein, ich habe mich nicht im Sender vertan.

Bei „Wetten, dass..?“ gibt es eben keine Übermenschen, Cindy einmal ausgenommen. Bei der ist es jedoch eher die horizontale Übergröße, die sie zum Übermenschen dieser Sendung macht. Aber über im Sinne von überall überflüssig. Ich bin dieser Übergewichtigen überaus überdrüssig und überall und überhaupt würde ich dieses Übergewicht zu einem überschallschnellen Übergang oder besser Abgang überreden.

Lanz ist ja schon peinlich genug. Diese Gesprächstechnik und diese dummen Fragen („Wie ist es einen Oskar zu gewinnen?“) sind wirklich nur schwer zu ertragen. Die Gäste tun da ihr übriges. Was interessiert es mich, ob der Schweighöfer nun Flugangst hat und drei Minuten darüber schwadroniert? Noch viel weniger interessiert es mich, dass Ralf Schmitz in seiner Kindheit Strumpfhosen getragen hat. Das ist so furchtbar belanglos, so grauenvoll ermüdend, dass ich mir die Fernbedienung wie eine Pistole an den Kopf halte, während ich weiterzappe.

Ich weiß nicht, wie viel man trinken muss, um Ralf Schmitz lustig zu finden. Wie er da so endlos ohne Punkt und Komma daherredet und es einfach nicht versteht eine Pointe zu setzen. Und wen es amüsiert, wie Schmitz dann ungelenk im Tutu über die Bühne springt, der lacht wohl auch über den Tortengag. Ein dankbares Publikum ist das. Eines, das eben auch eine furchtbar hässliche, fette Frau im pinken Strampler lustig findet.

Hahahaha, die ist ja soooo witzig. So schön selbstironisch, hahaha. Nein, das ist nicht lustig! Die fette, arbeitslose Ilka Bessin aus der Plattenbausiedlung schminkt sich noch ein bisschen hässlicher, als sie ohnehin schon ist, quetscht sich in billige, peinliche Klamotten und redet noch ein bisschen prolliger daher, als sie in Wahrheit ist und fertig ist die Kunstfigur Cindy. Ja, das reicht schon, um hierzulande berühmt und erfolgreich zu sein. Nein, es reicht sogar, um die erfolgreichste Frau im deutschen Fernsehen zu werden. Welch ein Armutszeugnis!

Und das Traurigste ist wirklich, dass selbst vermeintlich anspruchsvollere Medien wie Spiegel Online und Sueddeutsche.de diese Person heute noch über den grünen Klee loben. Sie sei der einzige Lichtblick der Show. Was ist bloß los mit den Leuten?

Es gibt sicherlich viele Arten von Humor, aber Cindy gehört sicher nicht dazu. Es ist immer und immer wieder der gleiche Schwachsinn. Diese Frau kann ja gar nichts anderes als diese eine langweilige, ausgelutschte und eben überhaupt nicht komische Rolle. Und im Übrigen ist selbst diese eine Rolle nur ein billiger Abklatsch.

Die einzig wahre prollige Ghettoschlampe ist nämlich Vicky Pollard! Und der Unterschied ist gewaltig. Zwar verkörpern auch Matt Lucas und David Walliams in ihren Little-Britain-Sketchen stets primitive Figuren - von denen jede ihre eigene Catch-Phrase hat - aber dabei sind die beiden extrem wandlungsfähig. Jeder verkörpert etwa ein Dutzend Figuren. Cindy ist Cindy. Immer und überall. Und das seit ca. acht Jahren. Es ist der immer gleiche Aufguss, der schon beim ersten Mal wenig erfrischend und alles andere als geschmackvoll war.

Wenn dieses fleischgewordene pinke Wollknäuel nun durch Sendungen im Privatfernsehen rollt, dann kann mir das ja noch herzlich egal sein, aber wenn das ZDF zwangsfinanzierten Bullshit mit diesen Trash-TV-Ikonen fabriziert, dann bringt mich das verdammt noch mal zur Weißglut!

5 Kommentare:

  1. Hallo,
    über den Blogzug bin ich hier gelandet.
    Besser kann man diesen Schwachsinn nicht einschätzen.
    Wir gucken schon viele Jahre diesen Mist nicht mehr.
    Und egal was Lanz brächte...Cindy aus Marzahn hat bei uns das Maß voll gemacht. Wie peinlich ist das denn alles???
    Auf jeden Fall kommst Du auf meine Blogliste.

    LG
    Brigitte

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    1. Wenn man diesen ganzen geistigen Ausfluss in unseren Medien so sieht und dann auch noch die primitivsten der Zunft wie Cindy und Mario Barth zu Aushängeschildern auserkoren werden, da muss man sich ja geradewegs schämen, Mitglied dieser Gesellschaft zu sein. Von daher ist es immer schön von Gleichgesinnten zu hören. Danke für deinen Kommentar.

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  2. Ich finde es schade das es nicht mehr möglichkeiten auf deinen Blog gibt. Ich finde deinen Blog richtig gut und er spricht die Dinge an wie sie sind. Ich folge dir jedenfalls. In meinen Blog geht es um ähnliche Themen. Ich würde mich freuen wenn du als Gastautor etwas schreiben würdest.

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    1. Danke für dein Feedback. Was meinst du denn konkret mit "mehr Möglichkeiten"? Was vermisst du?

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