Sonntag, 2. Juni 2013

Das 1x1 des Junk-Food-Verkaufs



Es ist Wochenende. Unschwer zu erkennen am Autokorso im McDrive und daran, dass sich drinnen an den Kassen lange Schlangen bilden. Ja, endlich Wochenende, endlich wieder ein Festmahl. Fette Menschen prügeln sich mit ihren vollbeladenen Tabletts um die letzten Plätze, während ihre nicht minder schwergewichtigen Kinder wie Hunde an ihnen hochspringen, weil sie es gar nicht erwarten können, endlich den Napf das Tablett vorgesetzt zu bekommen. Das große Fressen kann beginnen.

Was für ein Bild. So muss es auch in einem Schweinestall zugehen. Reine Massenabfertigung, das Gedränge ist groß, das Futter zielt nur darauf ab, die Schweine in möglichst kurzer Zeit zu mästen, es bleibt (fast) nichts übrig und ein beißender Geruch steigt in die Nase. Schlagartig wird einem bewusst, Unterschicht und Fettschicht, das gehört irgendwie zusammen.

Und am Montagmorgen - getrocknete Ketchupreste noch im Mundwinkel und natürlich auf dem Shirt - berichten die Adipositas-Kinder dann freudestrahlend beim "Show and Tell" in der Schule: "Wir waren am Wochenende bei Mc Donald's." Das war also dein Highlight am Wochenende? Armes Kind! Aber wessen Schuld ist das? Die der Eltern, für die der Mc Donald's Besuch ebenfalls das Highlight der Woche darstellt? Nicht zuletzt lassen sie sich das auch einiges kosten. Unter 30 Euro wird eine vierköpfige Familie den Fast-Food-Tempel sicher nicht verlassen. Man mag sich gar nicht ausmalen, was für ein tolles, nahrhaftes und leckeres Mahl die Eltern ihren Kindern für dieses Geld daheim hätten zubereiten können. So sie denn das nötige Know-How und den Willen dazu hätten...

Zugegeben, es ist natürlich viel bequemer, die Kinder einzupacken und die nächste Mc Donald's Filiale anzusteuern. Dieser Familienausflug findet wahlweise freitags direkt nach der Schule oder aber am Samstag- bzw. Sonntagnachmittag statt. Ein Wochenend-Phänomen, wie es wahrscheinlich überall in Deutschland zu beobachen ist. Macht euch einfach mal den Spaß und passiert am Wochenende eine Mc Donald's Filiale. Ist ein bisschen, wie ein Besuch im Zoo.

Die Verlockung für die Fast-Food-Junkies ist bei all den Rabattaktionen und der omnipräsenten Werbung aber auch zu groß. Da gibt es dann einen Snack und ein Getränk für nur 2 Euro! "Wer verdient denn eigentlich da noch was daran?", fragt deshalb auch der Rapper Cro in einem der aktuellen Mc Donald's Werbespots. Sehen wir von den Getränken mal ab (das spottbillige Sirup-Wassergemisch hat mit dem Originalgetränk schließlich fast nichts gemein), mag man sich wirklich fragen, wie man an den 1-Euro-Produkten überhaupt noch etwas verdient.

Ganz einfach, die Masse macht's! Ein hoher Umsatz lässt die Kasse selbst bei einer sehr niedrigen Gewinnspanne noch ordentlich klingeln. Die Produktqualität bleibt dabei natürlich auf der Strecke. Umso amüsanter ist es daher, wenn mal wieder ein Shitstorm auf Facebook über Mc Donald's fegt, weil die 1-Euro-Produkte im Original gar nicht so lecker aussehen, wie die Werbung es verspricht.

Mal ehrlich, was erwarten diese Deppen denn? Zieht doch mal 13 Prozent (hypothetisch zu entrichtender Mehrwertsteuersatz) von einem Euro ab, dann bleiben noch 87 Cent für "Material", Miete, Nebenkosten, Energie, Personal und Gewinn übrig. Ist es nicht logisch, dass die Qualität da zwangsläufig auf der Strecke bleiben muss? Wenn einem das Essen nur einen symbolischen Euro wert ist, verdient man es auch nicht besser. Nicht bereit sein, etwas zu bezahlen, aber viel erwarten - was für eine gesunde Einstellung. Dass eine solche Einstellung früher oder später auch die körperliche Gesundheit widerspiegeln wird, bedarf wohl keiner weiteren Erläuterung.

Aber zurück zur Werbung. Mc Donald's hat für seine aktuelle Werbekampagne nicht nur Cro, sondern noch eine ganze Reihe weiterer Promis verpflichten können, u.a. Moritz Bleibtreu, Alexandra Maria Lara, Jürgen Vogel, Christian Ulmen und Oliver Korittke. Zum weiteren Cast gehören die (Ex-)Viva-Moderatoren Joko Winterscheidt, Palina Rojinski und Collien Ulmen-Fernandes. Die haben in ihrer bisherigen "Karriere" ja nun schon des Öfteren bewiesen, dass sie für Geld so ziemlich alles tun würden, aber von den anderen, insbesondere von Bleibtreu, Ulmen und Korittke, hätte man sich dann doch mehr Rückgrat und Integrität gewünscht.

Einen sehr amüsanten und treffenden Kommentar hierzu las ich erst kürzlich in der taz. In Anspielung auf Bleibtreus Rolle in dem Kultfilm Lammbock hieß es dort: "Er sagte einst [...], dass er nur Mehmet Scholls Penis liebkosen würde. Nun ist das bunte Clownsgemächt von Ronald McDonald hinzugekommen." Wahrlich, Bleibtreus stets um Stil bemühtes Alter-Ego aus dem Film, hätte seine Ideale wohl nicht für eine Hand voll Euros verraten. Selbst der unter chronischen Geldsorgen leidende Keek (Oliver Korittke) aus Bang Boom Bang, hätte sich vermutlich nicht für einen solchen Zweck hergegeben. Und ob das Ehepaar Ulmen-Fernandes mit dem gemeinsamen Kind auch bei Mc Donald's speist, darf zumindest bezweifelt werden.

Dass sich die Kampagne vor allem an Jugendliche richtet, die ihr Taschengeld gern bei Mc Donald's verbraten, verraten nicht zuletzt die Plattitüden und sexuellen Anspielungen ("rumkombinieren") in den Werbespots. Das wirkt zwar reichlich platt, aber dennoch muss man schmunzeln, wenn der komplette männliche Werbecast lüstern die innige Umarmung von Ulmen-Fernandes und Rojinski verfolgt, während die offen zur Schau gestellte "Kombinationsfreude" seiner Frau Ulmen so gar nicht behagen mag. "Ich möchte das nicht."

Und trotz Schmunzler, wäre es auch mir lieber gewesen, ich hätte das nicht mitansehen müssen, wie sich beliebte Prominente so für Mc Donald's prostituieren. Traurig, dass sie sich bereitwillig vor den Werbekarren eines Konzerns spannen, der Kinder und Jugendliche Scheiße fressen lassen will.

3 Kommentare:

  1. Ja, ich kann auch drauf verzichten, auf den Fraß von Mc Donalds. Aber von den genannten "Promis" hab ich ehrlich nix anderes erwartet, als dass die sich für Geld prostituieren. Das sind doch alles Mitläufer.

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  2. Ich habe es mir jetzt angewöhnt mir mein Essen von daheim mitzubringen wenn ich auf Arbeit gehe. Selbst der Kantinenfrass ist in der Regel Junkfood und keine gesunde Nahrungsquelle und das obwohl mein Arbeitsplatz einer ist, wo viele Menschen kaum in der Lage sind sich die Schuhe selbständig zu binden - Nein es ist keine Schule und auch kein Kindergarten....

    Bereits zum Frühstück stehen bei uns Gerichte wie Chicken Nuggets mit Ketchup, Kartoffelsalat mit Würsten oder gebratene Nudeln zum Angebot... Ja selbst Kuchen wird schon um 8:00 Uhr in der früh angeboten... nebenher gibt es natürlich auch die belegten (Papp) Brötchen, das Croissant mit Butter und Konfitüre oder Nuss Nougat Creme. Ich glaube das gesündeste was zur Auswahl steht, sind die Vollkornbrötchen mit Käse.

    Während sich mein Magen protestierend zusammenziehen würde, täte ich ihm am frühen Morgen z.B. mit Käsekuchen oder Chicken Nuggets füttern, reißen sich andere Leute gerade zu darum, dieses Zeug in sich reinzustopfen ungeachtet der Uhrzeit.

    Gut, jeder kann manchen was er will und wer um 8:00 Uhr den Hunger auf sowas hat, der soll seinem Hunger damit stillen. Trotzdem empfinde ich DIESES Angebot als unpassend!

    Lieber mal eine schönen Obstsalat oder Müsli mit Jogurt im Angebot haben, dann würde auch ich mal mehr holen als den morgendlichen Kaffee.

    Mittags schaut es kaum besser aus. Wir bekommen unser Essen geliefert. Gelegentlich ist mal was bei, wo auch ich sage: "Ja, das ist was, das du ohne schlechtes Gewissen essen kannst" aber es ist selten... In der Regel werden irgendwelche Gerichte mit haufenweise Kartoffeln und Soße angeboten. Nudeln stehen mindestens einmal pro Woche auf dem Plan. Wenn es Fleisch gibt, dann in 8 von 10 Fällen Schwein. Geflügel oder Rind ist selten, weil halt auch teurer, denke ich mal!

    Wenn ich mein Mittagessen dann auspacke (Frühstücken tue ich daheim, bevor ich losgehe) werde ich häufig gefragt was ich denn dabei habe und wenn ich dann sage "Garnelen mit Rührei und Hirtenkäse" bleiben ablehnende Reaktionen nicht aus.

    Allerdings hat mein Mittagessen vielleicht gerade einmal 150 Kalorien UND macht mich satt ohne ein Völlegefühl zu haben, während die anderen mit ihrer Portion bestimmt das 3-4 oder 5 fache zu sich nehmen und einige anschließend wieder jammern, dass sie SO doch niemals abnehmen können.

    Tja, ich verbringe So - Do 15-30 Minuten in der Küche um mein Essen für den nächsten Arbeitstag vorzubereiten und auch wenn ich Urlaub habe, ist es in de Regel so, dass ich keine Dose aufmache, sonder überlege, was ist ziemlich gesund, macht mich satt und lässt noch Raum für eine Kleinigkeit zwischendurch? Es ist manchmal anstrengend sich die Sachen zu machen, aber hey, ich habe binnen von drei Monaten 12 Kilo abgenommen und das ist der Lohn dafür, dass ich mir die Mühe mache!




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    1. Wow, ein Kommentar in der Länge eines Blog-Posts. Das hab ich auch selten gesehen. Danke für deinen Beitrag.

      Man sieht, gutes Essen ist für immer mehr Menschen von Bedeutung. Und das ist auch gut so! Ich denke, man sollte die Macht des Verbrauchers nicht unterschätzen. Sobald die kritische Masse erreicht ist, muss sich etwas ändern und das wird es dann sicher auch...

      Zu deinem Kantinen-Boykott kann ich dir nur gratulieren. Das sollte man sich wirklich selbst wert sein. Und die Resultate sprechen ja schließlich für sich! Das zeigt ganz klar, dass du für dich den richtigen Weg gefunden hast. Außerdem kann das Zubereiten leckerer und gesunder Speisen durchaus viel Spaß machen.

      Kantinen haben es aber leider auch nicht leicht bei uns. Nicht selten wird der Bewerber mit dem besten finanziellen Angebot gewählt, nicht der, der mit Herzblut dabei ist und das gesündeste Essen liefert. Und da der Betreiber ja auch noch verdienen muss, verkommt es dann immer zu einer Kostenfrage. Gespart wird an qualifiziertem Personal und guten Zutaten, um möglichst niedrige Preise anbieten zu können und trotzdem noch Gewinn zu generieren.

      Das Resultat ist dann meistens total uninspiriertes und viel zu fettes Essen, speziell für Leute mit Bürojobs. Wenn ich nicht irre, ist Currywurst-Pommes noch immer das beliebteste Essen in dt. Kantinen. Das sagt dann wohl alles...

      Ein Umdenken muss ganz klar auf allen Seiten einsetzen (Anbieter, Konsumenten und Politik). Und schon hab ich die Inspiration für einen neuen Post gefunden. Danke dafür! Demnächst also mehr zu diesem interessanten Thema...

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