Freitag, 5. Juli 2013

Gesetze sind für die Menschen gemacht, nicht umgekehrt!



Sicher, es ist derzeit viel los in der (Medien-)Welt. Erst die Proteste in der Türkei, dann stürzen Volk und Militär den ägyptischen Präsidenten und ganz nebenbei erfahren wir auch noch, dass uns Briten und Amerikaner (und wer weiß wer sonst noch?), eiskalt ausspionieren. Kein Telefonat, keine eMail, keine SMS, kein Facebook- oder Blog-Post bleiben den Überwachern verborgen. Big Brother is watching us all - always!

Aber Herrschaften, was mich wirklich zur Weißglut bringt, das sind die Störenfriede im eigenen Land! Oh ja, die gibt es und jeder von uns gerät früher oder später an diese frustrierten Profilneurotiker. Manchmal ist es der Fußball-Schiedsrichter in der Kreisliga, der gelbe Karten für Trikotziehen oder Meckern verteilt, die Blutgrätsche aber als legitimes Mittel im Kampf um den Ball ansieht. Diese Typen schaffen es nicht selten, beide Mannschaften und Zuschauer gleichermaßen gegen sich aufzubringen. Ein Zustand, den sie sogar regelrecht zu genießen scheinen. Diese 90 Minuten Macht sind für sie das Größte. Platzverweise für Spieler und Zuschauer inklusive...

Dieser Typus Mensch findet seine berufliche Verwirklichung nicht selten in irgendwelchen Behörden. Auch hier klammert er sich an das ihm zur Verfügung gestellte Regelheft, als sei es die Heilige Schrift. Vorschriften, Regeln und Gesetze sind sein Lebensinhalt. Abweichungen und menschliches Verhalten sind ihm völlig fremd. Denken oder gar Zweifel an Sinn und Unsinn der Vorgaben sind Blasphemie und Tautologien seine einzigen Freunde. Abseits des Arbeitsplatzes engagiert sich der Behördenmensch auch gerne in politischen Parteien.

Das letzte Mal, dass ich an einen dieser überaus hilfsbereiten und liebenswürdigen Menschen geriet, war in der vergangenen Woche. Nachdem ich aufgrund einer unvorhergesehenen Vollsperrung schon spät dran war, entschied ich mich, für einen Parkplatz in unmittelbarer Nähe meines Terminortes, für den nebenbei bemerkt 1 Euro pro Stunde verlangt wird, obwohl er nicht einmal zentrumsnah gelegen ist. Der einzige Parkscheinautomat in Sichtweite war jedoch defekt. Ich dachte mir noch: "Geschieht euch recht, ihr Abzocker" und eilte zu meinem Termin.

Aber auf Kies gefurzt. Als ich wiederkam, klebte ein Knöllchen an meiner Windschutzscheibe. Und wer jetzt darauf kommt, was ich falsch gemacht habe, der ist ein Pendant oder und womöglich selbst beim Ordnungsamt beschäftigt! Mein Vergehen war doch tatsächlich, dass ich es versäumt hatte, eine Parkscheibe einzulegen. Ein Vergehen, das mit 10 Euro geahndet wird. Diese Arschlöcher haben doch echt den letzten Schuss nicht gehört! Dass die sich dabei nicht selbst blöd vorkommen.

Mag ja sein, dass man das in der Fahrschule lernt, mir war es jedenfalls nicht (mehr) bekannt. Zumal ich so gut wie nie in die Situation komme überhaupt eine Parkscheibe zu nutzen. Man muss doch quasi überall löhnen. Der eigentliche Knaller ist aber, diese vollkommene Unsinnigkeit der Vorschrift. Zumindest in meinem konkreten Fall. In dem entsprechenden Parkbereich gilt eine Parkscheinpflicht von 8 Uhr bis 19 Uhr und eine Höchstparkdauer von fünf Stunden. Ich stellte mein Fahrzeug gegen 13:30 Uhr dort ab.

Erfasst wurde mein angebliches Vergehen ("Parken ohne Parkscheibe im Bereich eines defekten Parscheinautomaten.") um 14:05 Uhr. Hätte dieser Vollpfosten (wurde übrigens kürzlich in den Duden aufgenommen) von Politeur (sind hier i.d.R. tatsächlich meistens Männer) mal seinen verkümmerten Verstand benutzt, dann wäre ihm vielleicht aufgefallen, dass eine Parkscheibe nichts an dem Sachverhalt geändert hätte. Schließlich hätte ich die Höchstparkdauer ohnehin nicht mehr überschreiten können, was ich nebenbei bemerkt auch gar nicht vor hatte. Was für ein mieses Arschloch muss man bitte sein, um trotzdem einen Strafzettel zu schreiben???

Selbst ein freundlicher Appell an die zuständige Sachbearbeiterin beim Ordnungsamt stieß auf taube Ohren. Man spürt in diesen Momenten regelrecht, wie sehr diese Gauleiter Behördenmenschen ihre "Macht" über andere genießen. "Dass man bei einem defekten Automaten eine Parkscheibe einlegen muss, kann man schließlich wissen", war ihre Antwort. Oh ja, da menschelte es doch schon etwas. Woraufhin ich nur entgegnete: "Dass diese Pedanterie und Abzocke ziemlich asozial, unsympathisch und arschig ist, kann man aber eigentlich auch beim Ordnungsamt wissen!"

Da stößt man aber auf taube Ohren, denn Denken ist in Behörden, wie erwähnt, eher unerwünscht. Hauptsache die können einem Vorzeigebürger wie mir wegen einer fehlenden Parkscheibe ans Bein pinkeln. Wenn allerdings die Garten-SS hier täglich mit ihren Sturmgebläsen durch die Gärten marschiert und den Bürgern den letzten Nerv raubt, hört das Ordnungsamt weg. So stellt man sich doch einen Dienst am Bürger vor. Nebenbei bemerkt, ein solches Arschlochverhalten seitens der Stadt (des Ordnungsamtes) führt nicht gerade dazu, dass man sich als Bürger mit der Stadt identifiziert. Vielleicht sollte man darüber mal nachdenken... ich vergaß, mit dem Denken haben die es ja nicht so.

Doch frei nach Jesus pflege ich zu sagen: "Gesetze sind für die Menschen gemacht, nicht die Menschen für Gesetze!" In diesem Sinne, für mehr Menschlichkeit in Behörden!!!

4 Kommentare:

  1. *Haha*
    deinen Stil zu schreiben, finde ich herrlich :D

    ich bin auch ein großer Fan von "Verstand einschalten", "mitdenken" und "Situationsgerecht handeln".

    Leider begegnen auch mir immer wieder Menschen, die davon entweder noch nie was gehört haben, oder nicht viel davon halten...

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    1. Herzlichen Dank für das Kompliment! Freut mich, dass es dich gut unterhält. Von Gleichgesinnten zu hören, lässt mich immer etwas hoffen. Dann habe ich nämlich etwas, das ich meinem inneren Misanthropen entgegensetzen kann. :P

      Wobei das meistens nur ein Tropfen auf dem heißen Stein ist. Allein in der letzten Woche bin ich schon wieder an so viele Mitmenschen geraten, denen ganz offensichtlich die Synapsen fehlen, um ihnen so etwas wie Intelligenz nachsagen zu dürfen, dass ich darüber jeden Tag einen Post schreiben könnte...

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  2. In dem entsprechenden Parkbereich gilt eine Parkscheinpflicht von 8 Uhr bis 19 Uhr und eine Höchstparkdauer von fünf Stunden. Ich stellte mein Fahrzeug gegen 12:30 Uhr dort ab.

    mmmmhhh, ich mag jetzt vielleicht gerade einen kleinen Denkfehler mein Eigen nennen, aber 12:30 Uhr plus 5 Stunden sind nach meiner Rechnung 17:30 Uhr, oder?

    Darüber hinaus frage ich mich, woher sollte der Gesetzeshüter wissen, wann Du angereist bist? Notierst Du die Ankunftszeit am Auto?

    Es lohnt sich manchmal einfach nur die Perspektive zu verändern. Man lernt dadurch vielschichtiger zu denken...

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    1. Was das kleine Rechenspiel betrifft, hast du natürlich Recht! Danke für den Hinweis. Meine Ankunft war gegen 13:30 Uhr. Und in der Anklageschrift wurde 14:05 Uhr notiert (Ich hab's bereits geändert).

      Zu deinem zweiten Einwand: Der Politeur muss nicht wissen, wann ich mein Fahrzeug dort abgestellt habe! Von Bedeutung ist lediglich, was er beweisen kann. Sprich, wann er das Fahrzeug erstmals ohne Parkerlaubnis notiert. Dieser Zeitpunkt ist logischerweise maßgeblich für das Strafmaß.

      Da mein "Verstoß" auf 14:05 Uhr festgelegt wurde, hätte ich die Höchstparkdauer gar nicht mehr überschreiten können. Darum geht es! Dass es lächerlich und kleinkariert ist, einen Bürger für einen defekten Parkscheinautomaten "verantwortlich" zu machen, ist doch wohl unzweifelhaft, oder? "Sie parkten ohne Parkscheibe im Bereich eines defekten Parkscheinautomaten, hieß es in der Anklageschrift."

      Wie man es auch dreht und wendet, das ist und bleibt arschig!

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