Donnerstag, 31. Oktober 2013

Neulich in Mainhattan...



Die U-Bahn fährt Richtung Innenstadt. An der Hauptwache steigen wir aus. Es kommt uns vor, als wären wir gerade in eine neue, eine fremde Welt eingetaucht. Als gingen die Sinne auf Weltreise. Die Ohren schnappen die unterschiedlichsten Worte auf. Doch keines kommt mir bekannt vor. Willkommen in Babylon.

Und auch die Augen wundern sich über die zahlreichen Kopftücher. An der Zeil, inmitten der Menschenströme, stehen bärtige Männer. Sie verteilen den Koran. Vermutlich sind es Salafisten. Auf einem Transparent steht: "Das ist die Wahrheit". Mir ist etwas mulmig. Wir schauen uns ratlos an, doch wir schweigen. Wenige Schritte weiter sitzt eine vollkommen schwarz vermummte Frau (zumindest glaube ich, dass es eine Frau ist) zwischen den Bäumen. Vor ihr steht ein Plastikbecher. Auf unserem Weg durch die Zeil fallen mir noch viele weitere Bettler auf. Die meisten von ihnen völlig verwahrlost. Es ist kein schöner Anblick.

Meine Augen kommen gar nicht zur Ruhe. Wieder nur wenige Meter weiter, verteilt eine zweite Gruppe bärtiger Männer den Koran. Dieses Mal fallen mir auch zwei Männer mit europäischem Aussehen auf. Vermutlich Konvertiten. Auch sie tragen lange Bärte. Ich blicke ihnen direkt in die Augen. Ich suche etwas, irgendetwas. Ein bisschen Leben, Freundlichkeit, vielleicht ein Lächeln? Ich entdecke nichts. Ihre Augen bleiben tot. Ihr Hass auf diese Gesellschaft ist greifbar nah. In mir macht sich Unwohlsein breit. Ich fühle mich in meiner Existenz bedroht. Ein seltsames Gefühl.

Samstag, 12. Oktober 2013

Kein Ende der Flüchtlingsströme in Sicht...

Es war irgendwie absehbar, dass die Bootskatastrophe von Lampedusa andere Flüchtlinge nicht daran hindern würde, die gefährliche Überfahrt nach Europa zu wagen. Nun gerieten erneut fünf Flüchtlingsboote in Seenot. Offenbar hatten die Flüchtlinge noch in libyschen Gewässern per Satellitentelefon einen Notruf abgesetzt. Insgesamt mussten über 500 Flüchtlinge gerettet werden. Ein Ende des Flüchtlingsstrom scheint nicht in Sicht.

Und noch immer fordern diverse Politiker die Aufnahme von noch mehr Flüchtlingen. Dank der Berichterstattung in den Medien entsteht gar der Eindruck, als fände diese Forderung die Unterstützung einer breiten Öffentlichkeit. Speziell in den Polit-Talks der ARD wird in dieser Hinsicht regelrecht Meinungsmache betrieben (siehe: "Wie in den Polit-Talks getrickst wird"). Laut des ARD-Deutschlandtrends, lehnt eine Mehrheit der Deutschen (51 Prozent) jedoch die Aufnahme von noch mehr Flüchtlingen ab. Lediglich 43 Prozent stimmten dafür (Vgl. z.B. Spiegel Online). Wie würde dieser Trend wohl ohne diese Meinungsmache in den Medien aussehen?

Möglicherweise liegt es ja daran, dass Politiker und Medienmacher eine Gesellschaft proklamieren, von der sie sich selbst schon zu weit entfernt haben. Sie scheinen die Ängste und Sorgen der Menschen überhaupt nicht zu verstehen. Wie auch, die Asylbewerberheime stehen schließlich auch nicht in ihren Wohnviertel. Allgemein leben sie meist von sozialen Brennpunkten so weit entfernt, dass sie diese nur aus den Medien kennen. Von den Problemen vor Ort bekommen die doch gar nichts mit. Aus einer solchen Position heraus, lassen sich entsprechende Forderungen  (z.B. Pro-Asyl und Grenzöffnung usw.) immer leicht aussprechen. Das hat etwas mit Wasser predigen und Wein saufen zu tun...

Donnerstag, 10. Oktober 2013

ARD erneut unter Manipulationsverdacht: Wie in den Polit-Talks getrickst wird



Das Thema Flüchtlinge und Asylpolitik ist derzeit das vorherrschende Thema in den Medien. Doch speziell die Art und Weise, in der sich die Polit-Talks der ARD dem Thema widmen, ist mir sauer aufgestoßen. Hier versucht die ARD ziemlich offensichtlich, ihre Zuschauer zu manipulieren.

Schon im vorangegangenen Post über die letzte Ausgabe von Hart aber fair, erwähnte ich die auffällige Zusammensetzung der Talkrunde. Denn wieder einmal trat ein Schweizer Journalist als Antagonist auf, der sich allein gegen alle anderen Gäste und die vorherrschenden politische Meinung (links der Mitte) behaupten musste. Die Tatsache als solche ist wenig überraschend, da die Polit-Talks im Öffentlich-Rechtlichen grundsätzlich so aufgebaut sind. Auch Thilo Sarrazin wurde grundsätzlich kein Fürsprecher zur Seite gestellt.

Diese Praxis, dass in den Polit-Talks stets eine Mehrheit, die sich links der Mitte positioniert, gegen einen einzelnen Andersdenkenden in den Ring steigt, ist bereits eine Form der Manipulation. Es wird damit kommuniziert, dass der eine Gast mit seiner Meinung völlig alleine dasteht und gegen die (vor allem zahlenmäßige) Überlegenheit der anderen keine Chance hat. An einem argumentativen Austausch sind weder die Moderatoren, noch die anderen Gäste interessiert. Vielmehr wird emotionalisiert und polemisiert und nicht selten wird der Andersdenkende dann auch angefeindet und diffamiert.

Dienstag, 8. Oktober 2013

Hart aber fair: "Etwas besseres als den Tod bieten wir nicht?"

Es war schon abzusehen, dass das "Flüchtlingsdrama" von Lampedusa unweigerlich wieder zum Thema zahlreicher Polit-Talks gemacht werden würde. Ebenso wenig vermögen es der allgemeine Tenor einer solchen Sendung, sowie die Zusammenstellung der Talkrunde noch zu überraschen.

Unter einem mal wieder sehr provokanten Titel ("Tragödie am Strand - Etwas besseres als den Tod bieten wir nicht?") läutete Frank Plasberg am Montag die Talkwoche ein. Elementare Bestandteile einer solchen Sendung sind natürlich immer dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk nahestehende Journalisten, die mit entsprechenden "Erfahrungswerten" zum jeweiligen Thema auftrumpfen können und so gleichzeitig für die wünschenswerte - politisch wie moralisch korrekte - Meinungsbildung zuständig sind. In diesem Fall übernahm Elias Bierdel diesen Part, schließlich setzt er sich schon seit Jahren in der Flüchtlingspolitik ein und kämpft für Menschenrechte.

Dann nimmt man gern noch einen Betroffenen mit ins Talk-Boot. Diese Rolle übernimmt häufig - sofern sie nicht gerade Taschen auf QVC anpreist - Khadra Sufi, die als somalische Diplomatentochter, später Asylsuchende und Flüchtlingskind praktischerweise gleich ein breites Spektrum an Talkthemen abdecken kann. Dann nehme man noch jemanden aus dem Entertainment-Bereich, der zusammen mit dem Betroffenen die nötige Emotionalität reinbringt, einen drögen Politiker (heißt ja schließlich Polit-Talk) und natürlich einen Antagonisten. Einen, der eine unpopuläre Meinung vertritt und auf den sich dann alle nach Herzenslust einschießen dürfen. Ironischerweise scheinen diesen Part häufig Schweizer Journalisten zu übernehmen. In Deutschland lassen sich offenbar keine Journalisten finden, die bereit sind, sich in eine rechte Ecke drängen zu lassen.

Sonntag, 6. Oktober 2013

Flüchtlingsdramen: Die etwas andere Wahrheit



Flüchtlingsdrama vor Lampedusa. Allein dieses Wort "Drama", ich kann es wirklich nicht mehr hören. Diese ganze Thematik bringt mich nur noch zur Weißglut, die Berichterstattung in den Medien mit eingeschlossen.

Doch eines vorweg: Ja, es ist furchtbar, dass jährlich hunderte oder tausende Menschen, bei ihrem Versuch nach Europa zu gelangen, sterben. Und es fällt schon sehr schwer, da kein Mitgefühl zu entwickeln. Schließlich wollen diese armen Menschen doch nur ein Stückchen von dem, was wir haben. Ein bisschen Sicherheit, Geld, genug zu essen und Freiheit. Privilegien, die wir qua Geburt genießen. Das Streben nach Glück ist absolut menschlich. Für viele Afrikaner liegt dieses Glück eben im reichen Europa. Dürfen wir ihnen dieses Glück verwehren? Und so hart das vielleicht klingen mag, aber ja, wir dürfen! Im eigenen Interesse müssen wir es sogar!

Mittwoch, 2. Oktober 2013

SAP & The Luck of the Irish - Steuern sparen leicht gemacht



Dass viele große Unternehmen diverse Steuerschlupflöcher nutzen, um ihre Steuerlasten zu drücken, ist hinlänglich bekannt. Aber wie unsere sogenannten Volksvertreter ihnen dabei behilflich sind und ihre eigenen Wähler regelrecht verarschen, ist schon eklatant. Das wurde mal wieder deutlich an dem kürzlich thematisierten Beispiel von SAP.

Der deutsche Softwareriese verlagert einfach Teile seiner Gewinne nach Irland, das mit einem durchschnittlichen Unternehmenssteuersatz von 12,5 Prozent weit unter dem in Deutschland üblichen Satz von durchschnittlich 30 Prozent liegt. Ob da nun Besen oder Kaffeemaschinen für utopische Summen innerhalb des Konzerns verschoben werden, oder Lizenzen in Ländern mit niedrigen Steuersätzen geparkt werden, ist dabei eigentlich relativ egal.

Das Ziel des Steuersparens ist schließlich offensichtlich, zumal die Gewinne der SAP-Konzerntochter in Irland in keinem Verhältnis zu dem dort erwirtschafteten Umsatz stehen. Denn obwohl SAP in Irland nur 1 Prozent des Gesamtumsatzes erwirtschaftet, werden dort 20 Prozent des Gesamtgewinns eingefahren. Auch mit Zinsgeschäftigen innerhalb des Konzerns können die Steuerlasten entsprechend verschoben werden. Das ist alles völlig legal. Umso lächerlicher ist es daher, dass SAP die Anwendung von Steuertricks bestreitet und behauptet, die in Irland erwirtschafteten Gewinne entsprächen den dortigen Aktivitäten.

Mittwoch, 18. September 2013

Geh' nicht hin, echt jetzt! - Eine Lanze brechen für Jürgen Milski

Ich muss hier wirklich mal einen Lanz eine Lanze brechen für Jürgen Milski. Denn was da kürzlich bei Lanz über den Äther ging, brachte mich echt zur Weißglut. Jürgen Milski (muss man nicht unbedingt kennen) outete sich dort nämlich als bekennender Nichtwähler. Dass man ihn dafür nicht aus dem Studio prügelte oder an Ort und Stelle verbrannte, war aber auch wirklich alles. Insbesondere von Sophia Thomalla (muss man auch nicht kennen) - die für ProSieben in einer Art Wahl-Task-Force junge Menschen zum Wählen animieren durfte/musste/sollte - glänzte mit so geistreichen Vorwürfen wie: "Du weißt aber schon, wo die Stimmen dann hingehen, wenn du nicht wählen gehst, oder?"

Äh, Moment mal... Wenn ich nicht wählen gehe, bekommt also trotzdem jemand meine Stimme? Wollte sie das wirklich damit sagen? Das mag ja in Russland oder dem Iran so zugehen, aber nicht in Deutschland. Traurig nur, dass das der Thomalla keiner erzählt hat. Stoßrichtung ihres völlig unqualifizierten Einwands war aber vermutlich folgende. Kleine Parteien (also auch jene rechts und links der Mitte) profitieren tendenziell von einer niedrigen Wahlbeteiligung, zumindest sofern sie ihre Stammwähler trotzdem mobilisieren können. Diese These macht allerdings nur dann Sinn, wenn man voraussetzt, dass der Nichtwähler den etablierten Parteien nahe steht.

Mittwoch, 4. September 2013

Stromirrsinn: Sieht so die Energiewende aus?



Aus aktuellem Anlass könnte man sich zwar auch mit dem "Kanzlerduell" oder der bevorstehende Wahl auseinandersetzen, aber irgendwie wäre das doch reichlich unspektakulär. Man hat ohnehin das Gefühl, dass alles nur noch ein Einheitsbrei ist...

Sicher, dass eine Regierung aus CDU und FDP den Ausstieg aus der Atomkraft beschließt, kam schon irgendwie unerwartet, dass sie es letztendlich irgendwie total verbockt jedoch nicht. Überhaupt geschah das Ganze wohl weniger aus Überzeugung, als vielmehr, um einfach mal ein Kernthema von Rot-Grün zu besetzen und so dem Ruf nach einem Regierungswechsel den Wind aus den Segeln zu nehmen.

Es ist schon irgendwie bezeichnend, wenn Politiker achselzuckend sagen, dass sie mit einem solchen Boom der regenerativen Energien nicht gerechnet hätten. Stimmt, es konnte ja auch keiner ahnen, dass die hohen garantierten Abnahmepreise einen solchen Anreiz darstellen. Und so produzierte Deutschland bereits im vergangenem Jahr trotz Stilllegung mehrerer Atommeiler - bei einem Gesamtvolumen von 617,6 Terawattstunden - einen Stromüberschuss von mehr als 23 Terawattstunden (Quelle: Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie).

Freitag, 30. August 2013

Menschen bei Maischberger: Der Wahnsinn hat Methode

Die Tage werden leider schon wieder kürzer und die Abende kühler, was sich für mich vor allem darin widerspiegelt, dass es mich in den Abendstunden öfter vor den Fernseher verschlägt. Und was ich da immer sehen muss sehe, ist selten gut und wird wohl auch nicht mehr besser.

Am Dienstag talkte Sandra Maischberger mit ihren Gästen zum leidigen Thema Asyl. Allein der Titel der Sendung - "Wut auf Asylbewerber: Sind wir Ausländerfeindlich?" - ist so typisch für die Bigotterie der Öffentlich-Rechtlichen. Ich kann mir da irgendwie nicht helfen, einerseits Platz mir schon der Kragen, wenn ich Michel Friedman mit erhobenem Zeigefinger predigen höre, was für eine Schande es doch ist, wie wir Deutschen Flüchtlinge bzw. Asylbewerber behandeln. Absolut menschenunwürdig nämlich, so Herr Friedman. Andererseits bleibe ich dann doch bei der Sendung hängen, nur um mich noch mehr aufzuregen...

Freitag, 5. Juli 2013

Gesetze sind für die Menschen gemacht, nicht umgekehrt!



Sicher, es ist derzeit viel los in der (Medien-)Welt. Erst die Proteste in der Türkei, dann stürzen Volk und Militär den ägyptischen Präsidenten und ganz nebenbei erfahren wir auch noch, dass uns Briten und Amerikaner (und wer weiß wer sonst noch?), eiskalt ausspionieren. Kein Telefonat, keine eMail, keine SMS, kein Facebook- oder Blog-Post bleiben den Überwachern verborgen. Big Brother is watching us all - always!

Aber Herrschaften, was mich wirklich zur Weißglut bringt, das sind die Störenfriede im eigenen Land! Oh ja, die gibt es und jeder von uns gerät früher oder später an diese frustrierten Profilneurotiker. Manchmal ist es der Fußball-Schiedsrichter in der Kreisliga, der gelbe Karten für Trikotziehen oder Meckern verteilt, die Blutgrätsche aber als legitimes Mittel im Kampf um den Ball ansieht. Diese Typen schaffen es nicht selten, beide Mannschaften und Zuschauer gleichermaßen gegen sich aufzubringen. Ein Zustand, den sie sogar regelrecht zu genießen scheinen. Diese 90 Minuten Macht sind für sie das Größte. Platzverweise für Spieler und Zuschauer inklusive...

Mittwoch, 26. Juni 2013

Mit Gewalt nach Europa...



Bisher habe ich mich mit einem Statement zu den Ausschreitungen in der Türkei vornehm zurückgehalten. Das hat vor allem den Grund, dass ich mich etwas schwer damit tue, unsere kulturellen und politischen Werte eins zu eins auf andere Länder zu übertragen. Das funktioniert einfach nicht. So etwas muss wachsen und kann nicht von außen aufoktroyiert werden. Wandel muss von innen kommen, von den Menschen selbst...

Aber die Türken mischen sich ja schließlich auch gerne in fremde Angelegenheiten ein. Und wenn ich von "den Türken" spreche, dann meine ich natürlich den Staatsapparat, die politischen Amt- und Würdenträger. Ich erinnere mich noch gut daran, wie Erdogan in Köln zu den Deutsch-Türken sprach predigte und mahnte, sie dürften ihre türkische Identität niemals aufgeben, sich niemals vollständig assimilieren.

Sonntag, 2. Juni 2013

Das 1x1 des Junk-Food-Verkaufs



Es ist Wochenende. Unschwer zu erkennen am Autokorso im McDrive und daran, dass sich drinnen an den Kassen lange Schlangen bilden. Ja, endlich Wochenende, endlich wieder ein Festmahl. Fette Menschen prügeln sich mit ihren vollbeladenen Tabletts um die letzten Plätze, während ihre nicht minder schwergewichtigen Kinder wie Hunde an ihnen hochspringen, weil sie es gar nicht erwarten können, endlich den Napf das Tablett vorgesetzt zu bekommen. Das große Fressen kann beginnen.

Was für ein Bild. So muss es auch in einem Schweinestall zugehen. Reine Massenabfertigung, das Gedränge ist groß, das Futter zielt nur darauf ab, die Schweine in möglichst kurzer Zeit zu mästen, es bleibt (fast) nichts übrig und ein beißender Geruch steigt in die Nase. Schlagartig wird einem bewusst, Unterschicht und Fettschicht, das gehört irgendwie zusammen.

Mittwoch, 29. Mai 2013

Angriff auf die Netzneutralität: Telekom kippt die Flatrate


Wie oft habe ich auf diesem Blog schon gegen die Telekom gewettert? Dieser Verein macht es einem aber auch wirklich, wirklich schwer, ihn zu mögen. Die Telekom ist quasi der FC Bayern der Telekommunikationsbranche, nur noch verhasster. Wenn überhaupt mögen vielleicht einige Mitarbeiter die Telekom und das liegt entweder an der Indoktrination (die Telekom feiert sich gerne selbst, das gehört zum festen Ritus) oder aber an der überdurchschnittlichen Bezahlung. Wer letztendlich den Wasserkopf der Telekom bezahlt? Klar, der Kunde!

Und jetzt will uns die Telekom auch noch einer der besten und wichtigsten Errungenschaften des Internetzeitalters berauben - der Flatrate. Warum "bombt" uns die Telekom nicht gleich zurück in die Internetsteinzeit und lässt uns alle wieder mit einer 64-kbit/s-Verbindung durch das Netz kriechen? Das Internet gehört heute zu den Grundbedürfnissen und es wird - da bin ich sicher - das Fernsehen über kurz oder lang als wichtigstes Massenmedium ablösen.

Samstag, 25. Mai 2013

Wembley und die Mär von Gut gegen Böse


Heute Abend ist es soweit, Deutschland erobert Wembley. Die Fußballwelt hat endlich wieder Angst vor uns. Wir holen den Pott, wir... Moment mal, so ein Nonsense! Was schreibe ich denn da? Fast hätte ich mir Fähnchen ans Auto gebastelt und schon mal den Motor warmlaufen lassen, für den Autokorso später. Irgendwer wird das Ding schließlich schon gewinnen, Hauptsache deutsch! Zum Glück bin ich aber noch rechtzeitig zu Sinnen gekommen.

Also schieben wir diesen seltsamen Eventpatriotismus doch mal kurz beiseite. Was wirklich zählt, ist doch, dass sich hier zwei wirtschaftlich gesunde Vereine gegen all diese Schuldenklubs und Milliadär-Spielzeuge durchgesetzt haben. Die großen europäischen Klubs drücken alle entweder hohe Verbindlichkeiten, wie Manchester United (446 Millionen Euro), FC Barcelona (320 Mio.), AC Mailand (306 Mio.) oder Real Madrid (125 Mio., Quelle: Sport1) oder aber sie haben ihre Seele an irgendwelche russischen Oligarchen bzw. arabische Scheichs verkauft, wie der FC Chelsea, Manchester City, Paris St. Germain oder der AS Monaco.

Das ist schon irgendwo unlauterer Wettbewerb. Und wenn man dann noch bedenkt, dass begehrte Spieler, wie Messi und Ronaldo Rekordgehälter von Klubs beziehen, die beim spanischen Staat in der Kreide stehen, während der wiederum seine Banken durch EU-Hilfen "retten" lassen muss, dann kann einem schon mal das Messer in der Hosentasche aufklappen.

Dienstag, 30. April 2013

War was? - Was soll schon sein?

Bei diesem langen Leerlauf hier, könnte man ja glatt den Eindruck gewinnen, es gäbe in letzter Zeit nichts mehr, was mich zur Weißglut bringt... Doch weit gefehlt Freunde der Sonne. Es ist so unglaublich viel passiert, das mir die Zornesröte ins Gesicht treibt...

Zum Beispiel attackierten grenzdebile, religiöse Arschlöcher die Menschen beim Boston Marathon. Ja gibt es denn etwas noch perfideres? Laufen ist doch nun wirklich der Inbegriff des Pazifismus und darüber hinaus vollkommen unpolitisch. Dieser Sport ist praktisch frei von Diskriminierung. Geschlechts-, Volks- und Religionszugehörigkeit, das alles spielt beim Laufen keine Rolle. Nicht mal Geld ist von Bedeutung, schließlich stammen die besten Läufer oft aus den ärmsten Ländern der Welt. Also gibt es etwas perfideres, als eben diese friedliebenden Menschen aus aller Welt zu attackieren?

Die Attentäter hätten dem Islamismus und auch dem Islam selbst wohl keinen größeren Bärendienst erweisen können. Das hat beide auf der Beliebtheitsskala sicher ganz nach vorne gebracht.

Aber was die amerikanische und unsere eigene Medienlandschaft dann daraus macht, ist auch äußerst fragwürdig. Da wird jedes Opfer förmlich ausgeweided. Wie sah er/sie aus, wer war sie/er, wen hinterlässt sie/er? Und dabei wird einem eines immer wieder bewusst: Es sterben immer nur die Besten! Ehrlich gesagt macht es das Ganze noch viel tragischer...


Sonntag, 31. März 2013

Reise, Reise - Rise!

Es ist schwer das Glück zu erfassen. Weit weniger schwierig ist es dagegen, Unglück zu erfahren. „Von drei Seiten droht das Leiden: vom eigenen Körper her, der zu Verfall und Auflösung bestimmt sogar Schmerz und Angst als Warnungssignale nicht entbehren kann, von der Außenwelt, die mit übermächtigen, unerbittlichen, zerstörenden Kräften gegen uns wüten kann, und endlich aus den Beziehungen zu anderen Menschen“ (Freud, 1930).

Subjektiv empfinden wir das Leiden, das aus letztgenannter Quelle erwächst als die schmerzhafteste Weise. „Niemals sind wir ungeschützter gegen das Leiden, als wenn wir lieben, niemals hilfloser unglücklich, als wenn wir das geliebte Objekt oder seine Liebe verloren haben“ (Freud, 1930). Es ist unsagbar schmerzlich, einen geliebten Menschen durch den Tod zu verlieren, noch schmerzhafter aber ist es, einen lebenden Menschen zu verlieren. Noch dazu, wenn es sich dabei um den Menschen handelt, für den man sich aufgeopfert hat, für den man alles gegeben, mit dem man die schönsten Momente erlebt hat und die besten Erinnerungen teilt.

Die Welt da draußen mag scheiße sein, doch solange deine eigene heile Welt funktioniert, ist eigentlich alles in Ordnung. Doch was, wenn diese Welt plötzlich und aus heiterem Himmel zerbricht? Der geliebte Mensch sich wortlos von dir entfernt, ohne dir zu sagen warum, keine Erklärung, kein letzter Kuss, kein Wort des Bedauerns, keine Verabschiedung – einfach so. Dieser Mensch besaß nicht einmal mehr den Anstand, dir ein letztes Mal in die Augen zu sehen...

Dienstag, 5. Februar 2013

Apple im ARD-Markencheck

Gemeinhin sollte man annehmen können, dass die Öffentlich-Rechtlichen ihrem Auftrag nachkommen, uns Bürger korrekt, unabhängig und qualitativ hochwertig zu informieren. Der Zuschauer kann unzählige Informationen von Reportagen nicht selbst nachprüfen und muss sich somit wohl oder übel auf die Methoden des investigativen Journalismus verlassen.

Nun hat die ARD ihre Glaubwürdigkeit mit dem gestrigen Markencheck jedoch stark unterminiert. Kürzlich hatte sich bereits der Konzern TUI über eine nicht repräsentative und einseitige Darstellung beschwert. Sollte der Vorwurf stimmen, so wäre das ein schwerer Schlag für die Kredibilität des Formats. Dass TUIs Protest womöglich nicht ganz unbegründet ist, lässt der neuste ARD-Markencheck vermuten.

Sonntag, 3. Februar 2013

Sexismus auf allen Kanälen

Da hat Rainer Brüderle vielleicht eine Lawine losgetreten. Auf allen Kanälen wird in diesen Tagen über Sexismus diskutiert – bis zum Abwinken. Mit Twitter fing alles an, es folgten die Online-Medien, Zeitungen, Radio und Fernsehen. Es gibt derzeit praktisch gar kein Vorbeikommen mehr an diesem Thema. Phasenweise wurde auf drei Sendern parallel debattiert. Ein Hoch auf die inhaltliche Vielfalt. 

Aber es ist doch immer das Gleiche. Da sitzen dann diese Hardcore-Feministinnen mit Haaren auf den Beinen und Zähnen á la Alice Schwarzer, die sich über das Macho-Gehabe der Männer empören. Dieses Geschwafel kommt natürlich nicht ohne Generalisierungen, Banalitäten und reichlich Polemik aus. Aber warum sitzen da eigentlich immer Frauen von dem Schlag, die wohl selbst in Indien keine sexuelle Belästigung fürchten müssten? 

In dem Atemzug fällt praktisch unweigerlich der Name Claudia Roth. Wenn sich diese Frau nur noch zu Dingen äußern würde, von denen sie etwas versteht, die Stille wäre idyllisch. Leider bleibt das wohl Wunschdenken. Roth erzählt also bei Illner, sie selbst sei mal als „linke Fotze“ beleidigt worden. Ja und? Was hat das mit Sexismus zu tun? Das ist lediglich eine Beleidigung, die auf ihre politische Gesinnung anspielt. Und bei allem Respekt, der Text transportiert mehr Wahrheit als Sexismus. 

Wenn ich aber schon einmal beim Thema bin, dann will ich auch nicht verschweigen, dass ich diese Lustmolche verabscheue. Solche, die Frauen lediglich als Objekte zur Befriedigung ihrer niedersten Gelüste und Instinkte sehen. Die Frauen mit jedem ihrer schmutzigen Blicke, anzüglichen Bemerkungen oder gar Berührungen beleidigen und belästigen. Das ist nicht nur völlig stillos, es ist auch absolut widerwärtig und abscheulich!

Am schlimmsten trifft es sicherlich Frauen in Positionen, die dem Lustmolch untergeordnet sind. Jede Art von Praktikantinnen, Sekretärinnen usw. Aber auch Frauen im Dienstleistungssektor, wie Krankenschwestern, Stewardessen oder Kellnerinnen sind gewiss besonders häufig Opfer von Sexismus.

„Natürlich gibt es auch schlimme Frauen: spermageile Luder, die für Luxus alles tun...“ Frauen, die ihre Reize einsetzen, um zu bekommen, was sie wollen. Geld, Schmuck oder was sie sonst gerade begehren. Es gibt sogar welche, die sich die Masterarbeit von einem ziemlich unattraktiven, aber notgeilen Typen schreiben lassen – den sie angeblich widerlich finden – sich dann aber beschweren, wenn sie von diesem Typen belästigt werden.

Wer so dumm und naiv ist und seine weiblichen Attribute stets dazu einsetzt, Männer zu manipulieren und für die eigenen Zwecke zu missbrachen, der ist jedoch nicht in der Position, sich über sexuelle Avancen zu beschweren. Eines kann und muss beiden Geschlechtern klar sein. Niemand opfert sich umsonst auf! Früher oder später erwartet jeder eine Gegenleistung. Ein Mann, der einer Frau einen Drink an der Bar spendiert, erwartet zumindest ihre Aufmerksamkeit für die Dauer des Getränks. Und die Frau, die den Drink nicht ablehnt, muss sich dessen bewusst sein.

Enttäuschte Erwartungen können auf beiden Seiten zu ziemlich unangenehmen Situationen führen, mitunter mit unerfreulichen Folgen. Es sind immer die Arschlöcher unter den Geschlechtern – die primitiven Lustmolche einerseits und die seelenlosen Partyschlampen andererseits – die all ihre Geschlechtsgenossen in Verruf bringen. Sie sind der Grund dafür, dass auch heute noch Debatten über Sexismus geführt werden müssen.

Leider muss ich meine Leser jedoch ebenso ergebnislos zurücklassen, wie die unzähligen, nichtssagenden Talkshows ihre Zuschauer. Es gibt kein Patentrezept, keine einfache Lösung der Probleme. Und ehrlich gesagt kann man das auch nicht erwarten von einer Gesellschaft, die Sendungen wie „Berlin Tag & Nacht“ oder „Köln 50667“ produziert und konsumiert. Formate, in denen beide Geschlechter von den Primitivsten ihrer Gruppe repräsentiert werden: von oberflächlichen, einfältigen Partyschlampen und testosterongeladenen Macho-Vollpfosten. Das ist eine Gesellschaft, die Einfältigkeit und Dummheit verehrt. „[...] Ich hör’ jetzt auf. Nein, nein, das ist nicht meine Welt...“

Sonntag, 27. Januar 2013

Rundfunkbeitrag ist verfassungswidrig

Ich habe mich hier schon einmal über den neuen Beitrag ausgelassen, doch vielleicht kommt ja jetzt endlich etwas Bewegung in die Sache. Der Leipziger Verfassungsrechtler Prof. Dr. Christoph Degenhardt stellte in einem Gutachten für den Handelsverband Deutschland (HDE) fest, dass es sich bei dem neuen Rundfunkbeitrag sehr wohl um eine Steuer handelt, zu deren Beschluss die Länder nicht befugt sind. Der Rundfunkbeitrag ist damit verfassungswidrig.

Ob und inwieweit Unternehmen nun stärker belastet werden, wie beispielsweise auch die Handelskette Rossmann, dürfte dem gewöhnlichen Bürger jedoch herzlich egal sein. Möglicherweise führt das Gutachten jedoch auch dazu, den Beitrag bzw. die Steuer noch einmal auf den Prüfstand zu stellen.

Die neue Erhebung ist nämlich an mehr als einer Stelle ungerecht und vollkommen absurd. So ist beispielsweise für einen Zweitwohnsitz ein weiterer Beitrag in voller Höhe zu entrichten. Um dem gerecht werden zu können, müsste sich der Nutzer wohl zweiteilen können. Und während sich ALG-II und BAföG-Empfänger befreien lassen können, müssen Geringverdiener zahlen, obwohl sie mitunter sogar weniger Geld zur Verfügung haben als erstgenannte. Ist das gerecht?

Darüber hinaus muss auch die Frage erlaubt sein, warum Bürger für etwas zahlen sollen, das sie gar nicht nutzen (wollen). Technisch gesehen stellt es kein Problem dar, die Programme zu verschlüsseln. Die Digital- und HD-Programme der privaten Anbieter sind schließlich auch nur mittels einer Smartcard zu empfangen. Schwarzsehen wäre dann praktisch unmöglich. Im Gegensatz zu anderen Pay-TV-Sendern dürfte sich die Anzahl der Hacker schon aus Altersgründen sehr in Grenzen halten.

Der einzige Grund, warum die Möglichkeit der Verschlüsselung nicht ernsthaft in Betracht gezogen wird, ist die Angst vor den Folgen. Was, wenn sich tatsächlich viele Leute gegen die Öffentlich-Rechtlichen entscheiden sollten? Der ganze Apparat ist so aufgeblasen, dass das Geld an allen Ecken und Enden fehlen würde. Jährlich verschlingen die Öffentlich-Rechtlichen ca. 8 Milliarden Euro.

Die Verantwortlichen sagen dann immer gerne, dass die Demokratie jedem Bürger die ca. 18 Euro im Monat wert sein sollte. Das klingt nicht nur ziemlich abgehoben und selbstgerecht, das ist es auch! Die Demokratie steht und fällt sicher nicht mit Florian Silbereisen, Rosamunde Pilcher und Telenovelas. Ja noch nicht einmal mit Jauch, Plasberg, Will, Illner und Maischberger.

Unsere Demokratie benötigt keine 23 öffentlich-rechtlichen Fernsehsender und auch keine 80 Radiosender. Noch dazu sind diese Sender alles andere als unabhängig. Die Aufsichtsräte und Intendantenposten sind infiltriert von Politikern. Unabhängigkeit sieht anders aus. Selbst vor Vetternwirtschaft schreckt das System nicht zurück, wie der jüngst vom Spiegel aufgedeckte Fall der Schleichwerbung bei „Wetten, dass..?“ zeigt. Demzufolge verdiente Christoph Gottschalk dank lukrativer Werbeverträge mit dem ZDF im Rahmen der Sendung kräftig mit.

Doch in solchen Fällen stellen sich die Verantwortlichen dann immer dumm. So behauptete ZDF-Intendant Thomas Bellut kürzlich bei Maischberger, er hätte von derartigen Verträgen keine Kenntnis. Oliver Pocher wollte Bellut diese Aussage jedoch nicht abkaufen. Immerhin hat Pocher selbst mal für die ARD gearbeitet und verfügt somit über ein Wissen, das uns leider verborgen bleibt.

Die von den Öffentlich-Rechtlichen veröffentlichten Geschäftsberichte sind nämlich alles andere als aufschlussreich. Wir wissen, dass der Aufwand für Personal und Pensionen enorm hoch ist. Auch, dass Moderatoren nicht selten mit Unsummen von den Privatsendern abgeworben werden. Oder Monika Lierhaus als Botschafterin der „gemeinnützigen“ ARD-Fernsehlotterie 450.000 Euro kassiert. Wie viel die einzelnen Akteure wie Jauch, Plasberg oder Pilawa allerdings verdienen, wissen wir nicht. Aber warum müssen diese Zahlen nicht veröffentlicht werden? Sind wir als Beitragszahler nicht „Teilhaber“?

Die Öffentlich-Rechtlichen loben sich selbst als demokratiesichernd, doch wo bleibt die Demokratie in ihrem System? Warum haben wir als Beitragszahler weder Mitspracherecht beim Personal, noch bei Inhalten? Moderatoren wie Jauch, Pilawa, Plasberg und Will beziehen alle nicht nur fürstliche Gehälter, sie produzieren ihre Sendungen auch noch selbst und kassieren auf diesem Wege gleich noch einmal ab.

Warum das so ist, obwohl ARD und ZDF die Sendungen problemlos selbst produzieren könnten, bleibt ein Geheimnis. Auch, warum die nun aus dem Amt scheidende WDR-Intendantin Monika Piel ein Grundgehalt von 308.000 Euro beziehen soll. Damit erhält sie nahezu ein Drittel mehr als Bundeskanzlerin und Bundespräsident. Schon interessant, dass uns die Intendanten offenbar wichtiger sind als die politischen Führer.

In diesem System herrscht nicht die geringste Transparenz und keinerlei Möglichkeit der Partizipation. Darf es sein, dass der Rundfunkbeitrag dafür verwendet wird, Bayern München den neuen Star-Trainer zu finanzieren? Mit welchem Recht geschieht das? Mit welchem Recht kann das ZDF die private Konkurrenz bei den Übertragungsrechten der Champions League überbieten?

Natürlich bringen die Öffentlich-Rechtlichen auch ab und an mal etwas Vernünftiges hervor. Aber das dürfte bei dem riesigen Aufwand auch zu erwarten sein. Nicht selten senden sie Qualität jedoch völlig kaputt, indem sie das Format ins Nachtprogramm oder gar auf einen der Spartenkanäle verbannen.

In dieser Form sind die Öffentlich-Rechtlichen sicher nicht demokratiefördernd. Im Gegenteil – das qualitativ minderwertige Programm mit Telenovelas, Sport, seichten Unterhaltungs-Shows und -Filmen wirkt wie ein Tranquilizer und lähmt jegliches revolutionäres Potential. Anstatt zum Nachdenken anzuregen, Machtkämpfe zwischen Power-Block und People zu ermöglichen und Dialoge zu fördern, festigt es lediglich den Status quo. Und dieser beinhaltet auch eine verkappte Steuer für einen fetten Staatsapparat.

Sonntag, 20. Januar 2013

Zwangsfinanziertes Trash-TV: "Wetten, dass..?"

Wer nicht mit der Zeit geht, der muss mit der Zeit gehen. Die Sendung „Wetten, dass..?“ scheint diesem ungeschriebenen Gesetz jedoch zu trotzen. Und das seit nunmehr 32 Jahren. Dabei ist die familiäre Samstagabendunterhaltungsshow längst tot. Die Zeiten, in  denen die Show regelmäßig mehr als 20 Millionen Menschen vor den Bildschirm lockte, sind Geschichte. Dennoch hält das ZDF unbeirrt an diesem Format fest. – Zu Unrecht, wie auch die gestrige Sendung wieder einmal demonstrierte.

Zugegeben, die Show war schon zu Gottschalks Zeiten gespickt von Peinlichkeiten und Fremdschämmomenten. Doch es scheint, als sei das ZDF fest entschlossen, sich im Niveaulimbo-Wettkampf gegen die private Konkurrenz durchzusetzen. Das beginnt damit, dass jeder Wettkandidat in einem Einspielfilmchen vorgestellt wird. Mit der Wette an sich hat das meist gar nichts zu tun, vielmehr werden die Kandidaten in ihrem angeblichen alltäglichen Umfeld präsentiert. Moment, das kennen wir doch. Richtig, genauso stellt ProSieben seit Jahren die potentiellen Gegner Raabs vor.

Doch während man bei Raabs Einspielfilmchen schon mal das Gefühl hat, Chuck Norris sei nicht der einzige Übermensch, stellt uns Lanz ein übles Klischee vor. Einen asitoastergebräunten, gegelten Hobby-Bodybuilder und –Wrestler, der davon träumt einmal Schönheitschirurg zu werden, um dann nicht minder klischeebehafteten Vertretern des anderen Geschlechts die Brüste zu vergrößern. Und nein, ich habe mich nicht im Sender vertan.

Bei „Wetten, dass..?“ gibt es eben keine Übermenschen, Cindy einmal ausgenommen. Bei der ist es jedoch eher die horizontale Übergröße, die sie zum Übermenschen dieser Sendung macht. Aber über im Sinne von überall überflüssig. Ich bin dieser Übergewichtigen überaus überdrüssig und überall und überhaupt würde ich dieses Übergewicht zu einem überschallschnellen Übergang oder besser Abgang überreden.

Lanz ist ja schon peinlich genug. Diese Gesprächstechnik und diese dummen Fragen („Wie ist es einen Oskar zu gewinnen?“) sind wirklich nur schwer zu ertragen. Die Gäste tun da ihr übriges. Was interessiert es mich, ob der Schweighöfer nun Flugangst hat und drei Minuten darüber schwadroniert? Noch viel weniger interessiert es mich, dass Ralf Schmitz in seiner Kindheit Strumpfhosen getragen hat. Das ist so furchtbar belanglos, so grauenvoll ermüdend, dass ich mir die Fernbedienung wie eine Pistole an den Kopf halte, während ich weiterzappe.

Ich weiß nicht, wie viel man trinken muss, um Ralf Schmitz lustig zu finden. Wie er da so endlos ohne Punkt und Komma daherredet und es einfach nicht versteht eine Pointe zu setzen. Und wen es amüsiert, wie Schmitz dann ungelenk im Tutu über die Bühne springt, der lacht wohl auch über den Tortengag. Ein dankbares Publikum ist das. Eines, das eben auch eine furchtbar hässliche, fette Frau im pinken Strampler lustig findet.

Hahahaha, die ist ja soooo witzig. So schön selbstironisch, hahaha. Nein, das ist nicht lustig! Die fette, arbeitslose Ilka Bessin aus der Plattenbausiedlung schminkt sich noch ein bisschen hässlicher, als sie ohnehin schon ist, quetscht sich in billige, peinliche Klamotten und redet noch ein bisschen prolliger daher, als sie in Wahrheit ist und fertig ist die Kunstfigur Cindy. Ja, das reicht schon, um hierzulande berühmt und erfolgreich zu sein. Nein, es reicht sogar, um die erfolgreichste Frau im deutschen Fernsehen zu werden. Welch ein Armutszeugnis!

Und das Traurigste ist wirklich, dass selbst vermeintlich anspruchsvollere Medien wie Spiegel Online und Sueddeutsche.de diese Person heute noch über den grünen Klee loben. Sie sei der einzige Lichtblick der Show. Was ist bloß los mit den Leuten?

Es gibt sicherlich viele Arten von Humor, aber Cindy gehört sicher nicht dazu. Es ist immer und immer wieder der gleiche Schwachsinn. Diese Frau kann ja gar nichts anderes als diese eine langweilige, ausgelutschte und eben überhaupt nicht komische Rolle. Und im Übrigen ist selbst diese eine Rolle nur ein billiger Abklatsch.

Die einzig wahre prollige Ghettoschlampe ist nämlich Vicky Pollard! Und der Unterschied ist gewaltig. Zwar verkörpern auch Matt Lucas und David Walliams in ihren Little-Britain-Sketchen stets primitive Figuren - von denen jede ihre eigene Catch-Phrase hat - aber dabei sind die beiden extrem wandlungsfähig. Jeder verkörpert etwa ein Dutzend Figuren. Cindy ist Cindy. Immer und überall. Und das seit ca. acht Jahren. Es ist der immer gleiche Aufguss, der schon beim ersten Mal wenig erfrischend und alles andere als geschmackvoll war.

Wenn dieses fleischgewordene pinke Wollknäuel nun durch Sendungen im Privatfernsehen rollt, dann kann mir das ja noch herzlich egal sein, aber wenn das ZDF zwangsfinanzierten Bullshit mit diesen Trash-TV-Ikonen fabriziert, dann bringt mich das verdammt noch mal zur Weißglut!

Mittwoch, 16. Januar 2013

Same Procedure As Every (Mon)day

Ich kann es einfach nicht mehr sehen! Das allabendliche Fernsehbild nervt. In meiner Verzweiflung bleibe ich immer öfter bei den Öffentlich-Rechtlichen hängen. Man sollte doch annehmen dürfen, dass bei einem acht Milliarden Euro Etat zumindest zur Prime-Time mal etwas Vernünftiges dabei herausspringt. Dem ist aber leider nicht so.

Was für ein grauenhaft schlechter Tatort war das am Sonntag? Schlechtes Drehbuch, schlechte Szenerie und auch furchtbar schlechte und blasse Darsteller. Jeder Filmstudent stellt mit geringeren Mitteln wesentlich interessanteres auf die Beine.

Mangels Alternativen zappte ich am Montag auch wieder bei Plasberg rein. Und erneut war es eine grauenhaft lahme Talkrunde. „Blitzer, Steuern, City-Maut – Freie Fahrt nur für reiche Bürger?“ Immer diese dämlichen Themen, die so überkandidelt klingeln, als stammten sie geradewegs aus der Feder eines RTL-Explosiv-Redakteurs.

Eine Reich-Arm-Debatte blieb den Zuschauer dann jedoch glücklicherweise erspart. Stattdessen wurden mal wieder die gängigsten Klischees bedient. Da waren das testosterongelandene Vierkant mit dem grauenhaften Modegeschmack und die ehemalige Rallyfahrerin, die sich für die Rechte der Autofahrer stark machten. Für Tempolimit, Blitzer und City-Maut sprachen sich dagegen Harald Schmidts Ex-Sidekick und überzeugter Fahrradfahrer Manuel Andrack sowie der grüne Oberbürgermeister Tübingens aus.

Komplettiert wurde die Runde von Peter Ramsauer, der vor allem sich und seine Verkehrspolitik lobte. Das hätte er bei Jauchs Flughafen-Talk wohl schwerlich gekonnt, vermutlich hatte er seine Teilnahme deshalb dort abgesagt.

Tja, was soll man dazu sagen? Die einen wollen freie Fahrt für freie Bürger, die anderen beklagen sich über Raser und wollen die guten Bürger vor diesen gemeingefährlichen Rasern schützen. Verhärtete Fronten und jedes Statement wurde schon unzählige Male gehört.

Was mich bei solchen Diskussionen aber immer zur Weißglut bringt, sind Leute wie Andrack und Palmer, die in ihren Städtchen schön mit dem Radel verkehren oder sich bei miesem Wetter auch mal ein Taxi gönnen und sich daher in moralischer Überlegenheit wähnen. Schön für euch! Aber es gibt eben auch Leute, die täglich etliche Kilometer zwischen Wohnung und Arbeitsplatz pendeln müssen. Was maßen sich diese Radfahrer an, anderen Menschen Vorschreibungen machen zu wollen, von denen sie selbst nicht oder nur selten betroffen sind? 

Das ist in etwa so, als wenn der Papst die Sexualmoral definierte. Wie, das tut er auch? Also das ist ja... Das kann doch nicht...

Lassen wir das. Es ist ja doch immer das gleiche leere Geschwätz, das uns in diesen Talkrunden so vorgesetzt wird. Und so langsam dolcht mich, dass diese seichte Unterhaltung ganz genau das Ansinnen von Öffentlich-Rechtlichen und Politikern ist. Man nehme ein streitbares, aber im Prinzip belangloses Thema, suggeriere den Zuschauern ihre Stimme fände Gehör, in dem man ein paar Statements zusammenhangslos vorliest und fertig ist die Abendunterhaltung.

Politiker erhalten so die Gelegenheit, sich dem Elektorat zu präsentieren und ein paar mediengeile Fernsehsternchen können abseits ihrer sonstigen Sendezeit ein bisschen an ihrem Image feilen. Alles schön einfach verpackt, möglichst unaufgeregt und konsensfähig. Bloß keine schlafenden Hunde wecken. Umarmt den Status quo. Und ehrlich gesagt, nach so einschläfernden Sendungen fällt es mir auch immer schwerer, mich überhaupt noch darüber aufzuregen...

Sonntag, 13. Januar 2013

Wie die Gier nach Fleisch den Planeten bedroht

Manchmal ist es schon komisch, wie sich die Dinge so entwickeln. Da bringt die ARD am Montag einen seichten Themenabend über die Qualität von Supermarktessen inklusive belanglosem Talk bei Plasberg und nur wenige Tage später präsentiert der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) mit dem Fleischatlas* Daten und Fakten zur globalen Fleischproduktion, über die man nicht nur sprechen und diskutieren, sondern vor allem auch nachdenken sollte.

Rund 89** Kilogramm Fleisch (20 Prozent davon werden entsorgt) verbraucht jeder Bundesbürger durchschnittlich pro Jahr. Damit hat sich der Verbrauch innerhalb von 100 Jahren verdoppelt. Hinzu kommt, dass Deutschlands Fleisch-Exporte in nur zehn Jahren um 250 Prozent auf 3,7 Millionen Tonnen (im Jahr 2010) gestiegen sind. – Mit verheerenden globalen Folgen.

Unmengen von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln, die für die Futterproduktion eingesetzt werden (müssen), sowie Tonnen von Tierfäkalien führen zu einer Überdüngung der Böden und verunreinigtem Grundwasser. Doch obwohl laut Foodwatch bereits ca. 50 Prozent der gesamten deutschen Ernte in Tiermägen verschwindet, muss rund ein Drittel des Futters importiert werden.

Die Folgen sind weitreichender als man zunächst annehmen mag. Um die enorme Nachfrage nach Soja zu befriedigen – die EU ist zweitgrößter Importeur – werden in Brasilien, Argentinien und Paraguay immer größere Anbauflächen benötigt. Im Fleischatlas heißt es daher treffend: „Und da beginnt das deutsche Rind am Regenwald zu nagen.“ Schätzungen des Weltagrarrates zu Folge, beansprucht die Nutztierhaltung weltweit etwa 70 Prozent der gesamten Agrarflächen.

Das klingt vielleicht utopisch, lässt sich aber besser nachvollziehen, wenn man sich den Rohstoffeinsatz vor Augen führt, der notwendig ist, um ein Kilogramm Fleisch herzustellen. Laut Berechnungen des WWF verschlingt die Produktion von einem Kilogramm Rindfleisch rund 6,5 Kilogramm Getreide, 36 Kilogramm Raufutter (u.a. Grünfutter, Rüben, Silage, Heu, Stroh) und 15.500 Liter Wasser (Trinkwasser, Stallreinigung und Futterproduktion).

Auf Grundlage dieser Zahlen, müsste Fleisch eigentlich ein Luxusprodukt sein. Doch die weltweite Gier nach billigem Fleisch scheint unstillbar. Dieses Verlangen führt unweigerlich zur Massentierhaltung. 40.000 Hühner oder 2.000 Schweine unter einem Dach, sind da längst keine Ausnahme mehr. Mit einem Bauernhof haben diese Mastbetriebe jedoch kaum noch etwas gemein.

Die katastrophalen Bedingungen der Massentierhaltung bergen eo ipso die Gefahr von Krankheits- und Seuchenausbrüchen, die den gesamten Tierbestand des Betriebs bedrohen. Aus diesem Grund ist der Einsatz von Antibiotika fast schon obligatorisch. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) werden gesunden Tieren mittlerweile mehr Antibiotika verabreicht als kranken Menschen. Studien aus Niedersachen und Nordrhein-Westfalen stützen diese These. So setzen 82 Prozent der niedersächsischen Masthuhnbetriebe, 77 Prozent der Mastschweinbetriebe und alle Mastkalbbetriebe Antibiotika ein.

Dieser Medikamentenmissbrauch führt zur Bildung antibiotikaresistenter Bakterien. In einer von den Grünen im Dezember 2012 in Auftrag gegebenen Studie wurden in 16 Prozent der Schweinemettproben (50 Proben aus 10 dt. Städten) resistente Keime nachgewiesen. Die Ausbreitung solcher antibiotikaresistenter Keime stellt eine enorme Gefahr für die Gesundheit dar. Vermeintlich harmlose Infektionen könnten daher in naher Zukunft wieder lebensbedrohlich werden.

Die Auswirkungen der Fleischproduktion gehen weit über das Leid der einzelnen Tiere hinaus. Es handelt sich um eine globale Katastrophe, mit gravierende Folgen für die Umwelt sowie die Menschen. Und selbst wenn vielen das Leid der Tiere egal sein mag, die systematische Zerstörung von Regenwald, der Umwelt im Allgemeinen und die Schädigung der Gesundheit durch die Fleischindustrie, sollte es nicht sein!


* Ein Kooperationsprojekt von Heinrich-Böll-Stiftung, Bund für Umwelt- und Naturschutz und Le Monde diplomatique.

** Wie diverse Medien wie Spiegel-Online, Sueddeutsche.de, Welt.de und Tagesschau.de unisono auf einen Pro-Kopf-Verzehr von 60 Kilogramm Fleisch kommen, obwohl sie sich ebenfalls auf den Fleischatlas berufen, ist mir indes ein Rätsel. Bei mir ergeben 89 Kilogramm abzüglich der 20 Prozent, die im Abfall landen, nämlich rund 71 Kilogramm. Da schreibt wohl einer vom anderen ab.

Dienstag, 8. Januar 2013

Plasbergs lahmer Talk über Lebensmittel

Am Montag diskutierte Frank Plasberg mit seinen Gästen zum Thema: „Die Supermarkt-Lüge – Wie gut und fair kann günstig sein?“ Trotz der eigentlich viel zu kurz gegriffenen Versteifung auf Supermärkte, hätte es durchaus interessant werden können. Doch leider verließ die Diskussion nur selten das Fahrwasser der Banalität.

Das mag mitunter auch an der Auswahl der Gäste gelegen haben. Während die Vertreter der Industrie sowie des Handels in Person von Stefan Genth und Jürgen Abraham in die Sendung passten und ihre Sache durchaus zu verkaufen wussten, blieben die Verfechter des „guten“ Essens leider vollkommen blass. Bezeichnend, dass Hauswirtschaftsmeisterin Yvonne Willicks, Koch Vincent Kling und Kabarettist Bernd Stelter allesamt auf der Gehaltsliste der Öffentlich-Rechtlichen stehen. Das nennt man dann wohl selbstreferentiell.

Vincent Kling hatte zwar den einen oder anderen Lacher auf seiner Seite, versagte aber beim Geschmackstest von Bio- und Supermarktfleisch. Auch die Schilderung des Speiseplans (u.a. Grieß- und Haferbrei) seiner 92-jährigen Schwiegermutter, ließ dem Zuschauer nicht gerade das Wasser im Mund zusammenlaufen.

Bernd Stelter dagegen legte besonderen Wert auf Wursttheken-Romantik. Dass die Qualität dieses Fleisches nicht besser ist als die des abgepackten Äquivalentes, bedarf dabei keiner weiteren Erläuterung. Der höhere Preis der Thekenprodukte rechtfertigt sich jedoch durch den höheren Personalaufwand, wie Jürgen Abraham einwarf. Was nun eigentlich Stelters Anliegen war, blieb ihm vermutlich selbst schleierhaft.

Derweil diskreditierte sich Yvonne Willicks permanent selbst. Ihre redundante Forderung nach mehr Produkt-Informationen auf Verpackungen wirkte geradewegs penetrant und veranlasste einen Zuschauer zu einem süffisanten Kommentar auf facebook. „Frau Willicks möchte am liebsten noch auf der Verpackung stehen haben, welche Hobbys der Bauer hat.“

Dass Louisiana-Flusskrebse nicht etwa aus dem Mississippi, sondern aus Binnenfischerei in China stammen, vermag heutzutage nicht wirklich zu verwundern. Ebenso finden Lachse und Forellen aus Aquakulturen in Norwegen bzw. Polen den Weg in die Supermarktregale. Das ist lediglich das Äquivalent zur Massentierhaltung von Hühnern, Kühen und Schweinen. Anders lässt sich die enorme Nachfrage aber wohl gar nicht mehr decken. Ob dies ethisch und ökologisch vertretbar ist, steht auf einem anderen Blatt.

Leider verpasste es die Talkrunde auf die wirklichen Verbrauchertäuschungen und Lügen der Industrie einzugehen. Natürlich bewegen sich diese in einem gesetzlichen Rahmen, aber das liegt selbstverständlich auch an der Lobbyarbeit der Lebensmittelindustrie. Wirklich katastrophal ist es doch, wenn ein Lebensmittel suggeriert etwas zu sein, was es de facto nicht ist.

Fruchtjoghurt beispielsweise, der mit den Abbildungen herrlicher Früchte auf den Deckeln lockt und mit gesundheitsfördernden Joghurtkulturen wirbt. Ein Blick auf die Inhaltsstoffe und die Nährwertangaben aber verrät, dass diese Joghurts zu einem Großteil aus Zucker bestehen und der Geschmack ausschließlich (natürlichen) Aromen zuzuschreiben ist. Das ist Verbrauchertäuschung!

In Fällen wie diesen wirkt der von Herrn Abraham ins Feld geführte „mündige Verbraucher“ geradewegs lächerlich. Selbstverständlich schmeckt der Joghurt bei den zugesetzten Aromen und all dem Zucker. Das ist aber auch kein Wunder. Jeder Chemie-Lehrer könnte Naturjoghurt mit Zucker und ein paar Tröpfchen Chemie in einen leckeren Joghurt verwandeln. Die Frage ist nur, ob wir das wirklich wollen.

Tragischerweise aber haben wir in diesem Fall z.B. nur die Wahl zwischen Kauf und Nicht-Kauf, die große Produktvielfalt ist nämlich nur eine trügerische Wahlfreiheit. Selbst höherpreisige Marken wie Landliebe oder Weihenstephan benutzen Aromen. In keinem einzigen Supermarkt fand ich bisher einen natürlichen Fruchtjoghurt ohne zugesetzte Aromastoffe. Ebenso werden vermeintlich hochwertige Produkte wie z.B. Bertolli-Pesto mit billigen Inhaltsstoffen gestreckt. Dass Kartoffelflocken in einem echten Pesto nichts verloren haben, dürfte nicht nur Italienern bekannt sein.

Selbst mit Bio-Produkten wird enorm viel Schindluder getrieben. Wie kann es sein, dass Bio-Honig laut Etikett aus EG- und nicht-EG-Ländern zusammengemixt wird? Einzig der wesentlich teurere echte dt. Imker-Honig ist qualitativ hochwertig und als regional vertriebenes Produkt ökologisch vertretbar (obwohl er kein Bio-Siegel trägt). Wie ist es zu rechtfertigen, dass Bio-Kartoffeln in Ägypten angebaut und dafür Unmengen kostbaren Wassers verschwendet werden, während in Deutschland gleichzeitig Ackerland brach liegt und sogar Kartoffeln vernichtet werden müssen? – Was hat das noch mit Ökologie zu tun?

Fettreduzierte Milchprodukte enthalten häufig einen höheren Zuckeranteil, um den Geschmack beizubehalten. Und das, obwohl der menschliche Organismus wesentlich besser Fett verarbeiten kann als Zucker. All so etwas kann man nur wissen, wenn man zufällig darüber gestolpert ist oder darauf hingewiesen wird. Die Industrie aber wünscht sich unmündige und unkritische Verbraucher.

Es kommt wohl nicht von ungefähr, dass insbesondere für Kinder beworbene Lebensmittel, wie Kellogg’s Müsli, Milchschnitte oder Capri-Sonne viel zu große Mengen an Zucker und Kalorien enthalten. Auf diese Weise züchtet sich die Industrie schon die Kunden von morgen. Es ist schließlich auch kein Geheimnis, dass Zucker zu Heißhungerattacken und damit zu mehr Konsum führt. Darüber hinaus sind die zuckerhaltigen Produkte natürlich auch wesentlich teurer als beispielsweise Obst oder Gemüse.

Aber über all dies verlor die Talkrunde kein Wort. Warum hat man Herrn Abraham als Vertreter für Firmen wie Nestlé und Kraft nicht auf diese Verbrauchertäuschungen und Lügen der Industrie festgenagelt? Warum ließ man Herrn Genth nicht erklären, wieso Waren aus dem Ausland, die unter katastrophalen ökologischen Umständen hergestellt werden, den Weg ins Regal schaffen, während heimische Produzenten ihre Ware vernichten müssen?

Und auf die TV-Combo aus Koch, Hauswirtschafterin und Abspeck-Komiker hätte man getrost verzichten können. Sie trugen rein gar nichts zur Diskussion bei. An ihrer Stelle wären Lebensmitteltechniker, Verbraucherschützer, Vertreter von relevanten Verbänden wie z.B. Foodwatch oder Greenpeace und vor allem auch Politiker die wesentlich interessanteren Gäste gewesen.

Wieder einmal haben uns die Öffentlich-Rechtlichen eindrucksvoll vor Augen geführt, dass hohe Kosten nicht immer mit guter Qualität einhergehen. Die Banalität der gestrigen „Hart aber fair“-Sendung steht hierfür exemplarisch.
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