Sonntag, 30. Dezember 2012

Edel sei die Berichterstattung, hilfreich und gut!


Kürzlich hielt ich mal wieder den Beweis in den Händen, warum das Zeitungssterben nicht unbedingt schlecht sein muss. Obwohl, andererseits habe ich auch sehr gelacht. Folgendes war passiert. 

Das Westfalen-Blatt, ein Provinzblättchen mit einer Auflage von rund 120.000 Exemplaren, veröffentlichte am Freitag einen Leserbrief, der auf einen Artikel der Zeitungsausgabe vom 5. Dezember Bezug nahm. Reichlich spät also. Es ging um den tödlichen Angriff von Jugendspielern auf einen Amateur-Linienrichter in den Niederlanden.

Der Vorfall ist sicherlich jedem soweit bekannt. Jedenfalls bemängelte der Leser, dass die deutschen Medien und eben auch das Westfalen-Blatt in ihrer Berichterstattung die marokkanische Herkunft der Täter bewusst verschwiegen. Er hielt dies für eine Form der Zensur, eine Bevormundung der Leser, als ob diese nicht verantwortungsvoll mit der Information umgehen könnten.

Tatsächlich wird die Herkunft der Täter auch im Internet (deutschsprachige Seiten) nur auf der Website des schweizer Blicks, sowie in Blogs mit größtenteils zumindest zweifelhaften Motiven erwähnt. Wobei der Blick ähnlich wie unsere Bild-Zeitung auch nicht gerade den Ruf einer unabhängigen, unvoreingenommen und sauberen Berichterstattung genießt.

Soweit so gut. Das Westfalen-Blatt kann seine Gründe haben, die Herkunft der Täter zu verschweigen und genauso hat auch der Leser das Recht, seinen Unmut darüber kundzutun. Alles völlig wertneutral. Kurioserweise aber fügte die Zeitung dem Leserbrief eine Anmerkung der Redaktion hinzu, in der man sich auf ethisch-moralische Grundsätze und die Richtlinie 12.1 des Pressekodexes beruft. Dort heißt es:

"In der Berichterstattung über Straftaten wird die Zugehörigkeit der Verdächtigen oder Täter zu religiösen, ethnischen oder anderen Minderheiten nur dann erwähnt, wenn für das Verständnis des berichteten Vorgangs ein begründeter Sachbezug besteht. Besonders ist zu beachten, dass die Erwähnung Vorurteile gegenüber Minderheiten schüren könnte.“

Die Redakteure des Westfalen-Blatts arbeiteten nach diesen Grundsätzen. Ach wirklich? Und da ist es niemandem eingefallen, dass die Veröffentlichung dieses Leserbriefs ja nun doch genau das öffentlich macht, was die Redaktion zuvor aus ihren ach so edlen Motiven verschwiegen hat? Das führt die Sache irgendwie ad absurdum, oder?

Entweder man spart die Herkunft aus oben erwähnten Gründen aus oder aber man wirft die Bedenken über Bord und gibt alle Informationen preis. Sich aber auf ethisch-moralische Grundsätze zu berufen und die Herkunft dann doch indirekt zu veröffentlichen, ist an Bigotterie nicht zu überbieten.

Hoffentlich bleibt uns dieses Blättchen mit seinen moralisch pflichtbewussten Redakteuren noch lange erhalten. Ganz gewiss fehlte uns sonst etwas. Wir alle hätten weniger zu lachen und ich einen Blog-Eintrag weniger. Liebes Westfalen-Blatt, mögest du auch im neuen Jahr deine edle Berichterstattung fortsetzen!

Freitag, 21. Dezember 2012

Die Telekom-Odyssee - Part II


[...] Montagfrüh rief ich also direkt in dem Telekom Shop an, in dem ich die Xtra Karte erworben hatte, die angeblich gar nicht existiert. Schon als ich meine Kartennummer durchgab, konnte ich förmlich durch die Leitung riechen, dass mein Gesprächspartner nicht die geringste Ahnung hatte, wie er meinen Kauf nun rekonstruieren, geschweige denn das eigentliche Problem lösen sollte.

„Wissen Sie vielleicht noch wer der Verkäufer war?“
„Verzeihung, aber der wollte meinen Personalausweis sehen... Hätte ich etwa darauf bestehen sollen, dass mir der Verkäufer auch seinen zeigt? Ich kann Ihnen meine Kartennummer, Rufnummer und sogar die Uhrzeit des Kaufs nennen...“
„Ja ok, äääähm, ich kläre das mal und rufe sie dann innerhalb von zwei Stunden zurück, ok?“
„Ok ist das nicht, aber ich habe wohl keine Wahl...“


Eine Stunde später, dann der Rückruf eines anderen Shop-Agenten.
„[...] Sie haben um einen Rückruf gebeten?“
„Nein, ich habe darum gebeten, dass Sie endlich die Karte freischalten, die schon seit drei Tagen aktiv sein sollte.“
„Ähm ja, wir haben das mal nachgeprüft und eigentlich sollte das jetzt gehen. Wenn es in zwei Stunden nicht funktioniert, rufen Sie einfach noch mal die Hotline an.“


Glücklicherweise funktionierte es dann irgendwann. Aber das war noch lange nicht das Ende der Telekom-Odyssee. Als nächstes richtete ich den Onlinezugang ein. Überraschenderweise war dort mein Vater mit kompletter Anschrift als Karteninhaber gelistet. Ich habe nicht die geringste Ahnung, wie das passieren konnte, aber eines ist völlig klar, das war eine klassische Datenpanne.

Hätte ich einen Namen wie Schmidt oder Müller, wäre die Wahrscheinlichkeit, dass es jemanden getroffen hätte, mit dem ich nicht verwandt bin wohl weit höher. Jedenfalls wandte ich mich schriftlich an den Kundenservice und verlangte eine Erklärung. Was dann folgte, schlug dem Fass wahrlich den Boden aus. Die Telekom reagierte wie folgt. Und das ist wirklich kein Witz! Ich habe es schwarz auf weiß.

„Da die Daten unserer Kunden dem Datenschutz unterliegen, dürfen wir nur unseren Vertragspartner selbst über einen Vertrag informieren - oder andere Personen, wenn er zustimmt. Hierfür brauchen wir eine Vollmacht, die unser Vertragspartner unterschrieben hat.

Gern klären wir die offenen Fragen, wenn sich unser Vertragspartner selbst bei uns meldet oder Sie uns eine entsprechende Vollmacht senden.“


Soll man lachen oder weinen??? Ich weiß es wirklich nicht... Dumm wie fünf Meter Feldweg. Ich bin doch der verdammte Vertragspartner! Zumindest sollte ich es sein, wenn nicht irgendeine humanoide Minimalkonfiguration meinen Vater als solchen eingesetzt hätte.

Jetzt war ich doch etwas erregt und schrieb zurück:
„[...] Können Sie eigentlich lesen? Sind Sie der dt. Sprache mächtig? Verstehen Sie, was ich hier schreibe? Falls nicht, holen Sie bitte einen Kollegen mit Lesekompetenz oder versammeln Sie gleich die ganze Abteilung vor Ihrem Bildschirm. Hauptsache mein Anliegen wird von jemandem bearbeitet, der in der Lage ist, die Problematik zu verstehen...“

„[...] gern haben wir Ihr Anliegen geprüft.
Den Fehler bei der Aktivierung Ihrer Xtra Card bitten wir zu entschuldigen. Die Vertragspartnerdaten wurden durch uns entsprechend berichtigt.“



Kein Wort zur eigentlichen Panne. Keine Erklärung, keine Entschuldigung. Und entgegen der Behauptung dieser Antwortmail, wurde überhaupt nichts korrigiert. Alles war, wie vor meiner Kontaktaufnahme. Meine nächste empörte Antwort, ob dieser Kundenverarsche wurde schließlich einfach ignoriert. Seitdem hat sich nur eines geändert. Zum Onlinezugang existiere angeblich kein aktiver Vertrag mehr, heißt es nun im Login-Bereich.

Das bedeutete, dass diese Karte, mit der weiter eifrig telefoniert und gesimst wird, gar keinen Vertragspartner (Eigentümer) hat. Möglicherweise der Traum eines jeden Kriminellen, aber nicht meiner. Mein Vater hätte eigentlich auch von der Telekom unterrichtet werden müssen, dass seine Daten „versehentlich“ preisgegeben wurden, aber da kam gar nichts. Trotz mehrfacher Kontaktaufnahme, ist rein gar nichts geschehen.

Was soll man dazu noch sagen? Sicher sind Kundendaten bei der Telekom ganz offensichtlich nicht, aber sich hinter der Datenschutzregelung zu verstecken (die das Unternehmen überhaupt erst verletzt hat), um zu dem Vorfall keine Auskunft geben zu müssen, das setzt dem Ganzen wirklich die Krone auf.

Egal ob im Telekom Shop, in der Hotline oder per Mail, man gerät stets an irgendeinen grenzdebilen Vollpfosten, der nicht in der Lage ist, auch nur die einfachsten Zusammenhänge zu verstehen, geschweige denn Anliegen zur Zufriedenheit des Kunden zu erledigen. Man möchte fast glauben, die seien da alle miteinander verwandt. Der Begriff Stallgeruch gehörte in diesem Falle wesentlich enger gefasst. In diesem Verein scheint der Genpool äußerst eingeschränkt zu sein. Oder mit anderen Worten: Alles eine Wichse!!!

Mittwoch, 19. Dezember 2012

Die Telekom-Odyssee - Part I

Was die Internetverbindung betrifft sind viele ländliche Gegenden wahrlich nicht zu beneiden. Im Festnetz muss man häufig mit der Telekom vorlieb nehmen, die für ihren „Highspeed“ DSL-Anschluss mit satten 2000 kbit/s in etwa soviel verlangt, wie ein Städter für eine 50-Mbit-Verbindung bei der Konkurrenz berappt. Mobil schaut es da kaum besser aus. Zwar hat man zumindest die Wahl, allerdings erreicht man häufig nur im D1-Netz eine 3G-Verbindung. Und wenn wir ehrlich sind, eine EDGE-Verbindung ist nur leidlich besser als gar keine.

Nun wollte ich meiner werten Frau Mutter, die in einer dieser eben erwähnten ländlichen Gegenden lebt, mein altes iPhone inkl. Prepaid-Karte überreichen. Hierzu verschlug es mich (aus den oben dargelegten Gründen) in einen dieser Außenposten der Hölle mit magentafarbener Leuchtschrift.

Ich würde nur eben eine Karte kaufen, bezahlen und schon wäre ich wieder weg... Allein das stellte sich als folgenschwerer Irrtum heraus. Vier Angestellte befanden sich in mehr oder minder wichtigen Gesprächen. Die Dame vor mir ließ sich in aller Seelenruhe ihre Telefonrechnung erklären. Ich will doch nur etwas kaufen, in zwei Minuten bin ich doch wieder weg, bettelte ich in Gedanken um Nachsicht. Eine halbe Stunde später war es dann endlich so weit. Warum ich meinen Personalausweis vorlegen musste, erschloss sich mir zwar nicht, aber wenigstens konnte ich endlich bezahlen und bekam, wozu ich gekommen war.

Sim-Karte einlegen, iPhone einschalten, PIN freirubbeln und dann kann es auch schon losgehen. Ich hatte die Worte für die feierliche Übergabe schon auf den Lippen, als mir die Anzeige „kein Netz“ ins Auge fiel. Seltsam, warum wurde die PIN denn nicht abgefragt? Um es kurz zu machen, nichts half. Auch die Online-Aktivierung der Sim-Karte war nicht möglich. Und so begann die Odyssee...

Nach dem obligatorischen Kampf mit der automatischen Hotlinestimme, schilderte ich das Problem einem dieser grenzdebilen Hotline-Mitarbeiter.
„Haben sie denn schon die Aktivierungshotline angerufen?“
„Ich weiß nichts von einer Aktivierungshotline und in dem Beipackzettel steht davon auch nichts. Eigentlich erwarte ich, dass die Karte nutzbar ist, sobald ich den Shop verlassen habe. Oder ist das etwa zu viel verlangt? Im Übrigen, eine Online-Aktivierung war auch nicht möglich...“
„Online geht auch nicht. Sie haben die Karte ja in einem Shop gekauft... Warten Sie mal, ich verbinde Sie...“


„bla bla bla, was kann ich für Sie tun?“
„Ich habe eine Xtra-Karte in einem Shop gekauft, die offensichtlich nicht freigeschaltet wurde...“
„Haben Sie es schon in der Hotline versucht?“
„Wie jetzt? Was ist das denn hier?“
„Das ist die Bestellhotline.“
„Das ist jetzt ein Scherz, oder? Man hat mich doch gerade zu Ihnen weiterverbunden...“
„Das tut mir Leid, ich stelle Sie mal wieder zurück...“


Doch anstatt an die nächste Flitzpiepe zu geraten, landete ich wieder ganz am Anfang bei der Bandansage. Ganz ruhig, die können nichts dafür. Die Telekom hat wahrscheinlich nur ein soziales Projekt laufen, bei dem geistig benachteiligte Menschen eine Chance erhalten... Ruhig, alles wird gut. Also auf ein Neues...

„[...] Warten Sie bitte, ich prüfe das mal nach... Das ist ja komisch, die Nummer existiert nicht.“
„Wie existiert nicht? Mir wurde eine Karte verkauft, die nicht existiert?“
„Ja, offenbar hat Ihr Verkäufer die nicht ins System eingetragen.“
„Und jetzt?“
„Tja, da kann ich nichts machen. Jetzt ist ja auch niemand mehr im Laden. Dann müssen Sie mal nach dem Wochenende im Shop anrufen.“
„Gute Frau, ich weiß, dass das nicht Ihre Schuld ist, aber das darf doch alles nicht wahr sein, oder? Mir wird eine Karte verkauft, die nicht funktioniert, ich hänge nun mittlerweile seit einer Stunde in der kostenpflichtigen Hotline und habe absolut nichts erreicht. Kann man sich eigentlich noch schlechter präsentieren als die Telekom?“

„Ich verstehe Ihren Ärger vollkommen. Und wir in der Hotline sind nun mal Ihre Ansprechpartner...“

„Nun, der Fehler liegt eindeutig bei der Telekom, das haben Sie selbst eingeräumt. Was gedenken Sie denn nun zu tun, um mich als Kunden zu entschädigen? Mir ist ein zeitlicher wie monetärer Schaden entstanden.“
„Was möchten Sie denn?“
„Eine Gutschrift, was sonst?“
„Die kann ich Ihnen leider nicht geben. Aber ein Los der Aktion Mensch.“
„Die 20 Cent können Sie sich schenken! Wenn ich nicht zufälligerweise ein D1-Vertragshandy zur Hand hätte (mein Bruder versäumte es zu kündigen), kostete mich dieser Anruf sogar 14 Cent pro Minute. Ich will kein Los, ich will eine Gutschrift! Mir ist ein Schaden entstanden und deshalb fordere ich Entschädigung. Es geht hier ums Prinzip!“
„Wie gesagt, dazu bin ich leider nicht befugt, auch wenn ich Ihren Ärger durchaus verstehen kann.“


Was soll man dazu noch sagen? Offenbar ist sich die Telekom der Unfähigkeit ihrer Hotline-Mitarbeiter bewusst, weshalb sie diese mit null Kompetenzen ausstattet. Bei Vodafone hingegen ist Kundenzufriedenheit höchstes Gebot und Gutschriften oder individuelle Abmachungen gehören zum guten Ton.

„[...] Also gut, ich bin mit diesem ganzen Vorgang überhaupt nicht einverstanden. Und es kann doch nicht sein, dass so eine Beschwerde folgenlos bleibt, als hätte es sie nie gegeben. Geben Sie das bitte nach oben weiter. So kann man einfach nicht mit Kunden umgehen! Mich mit einem Los abspeisen zu wollen ist eine Frechheit. Und wenn ich Ihnen einen Rat geben darf, gehen Sie zu Vodafone, da dürfen sie auch Gutschriften gewähren...“

Drei Wochen später erhielt mein Bruder übrigens ein Los der Aktion Mensch. Kein Witz! Ich habe meinen Namen mehrfach genannt, erwähnt, dass ich glücklicherweise kein Telekom-Kunde mehr bin und mit einem fremden Telefon anrufe. Und was am wichtigsten ist, ich habe gesagt, dass ich kein dämliches Los haben will! Gut, streng genommen habe ich es ja auch nicht bekommen, aber ich denke, mein Standpunkt ist deutlich geworden.


Ich gebe gerne zu, dass meine Telekom-Erlebnisse so abstrus klingen, dass sie eigentlich gar nicht wahr sein können, aber es ist die Wahrheit. Und ich bin weder frustrierter Angestellter der Telekom (ich bin ja nicht grenzdebil), noch eines Konkurrenzunternehmens. Ich war ein ganz gewöhnlicher Kunde, bis mich die schier grenzenlose Unfähigkeit der Telekom in die Arme eines Wettbewerbers trieb. Und jetzt wollte ich doch nur meiner Mutter eine Freude machen...

Das Ganze Ausmaß des Wahnsinns war mir zu diesem Zeitpunkt jedoch noch nicht einmal bewusst. Wie es weiter ging, verrät demnächst ein neuer Post.

Sonntag, 9. Dezember 2012

Er ist wieder da...

Die Nachricht von seinem Tode war stark übertrieben. Wir schreiben das Jahr 2011 und Adolf Hitler erfreut sich bester Gesundheit. Wie ein Terminator, durch Zeit und Raum geschickt, erwacht er in einem Berliner Hinterhof, um die Zukunft zu verändern. Es muss Vorsehung sein. Nach kurzer Eingewöhnungszeit schickt sich der Führer an, die Macht erneut zu ergreifen.

Mit der Zeit muss Adolf Hitler jedoch feststellen, dass sich in seiner 66 Jahre währenden Abwesenheit so einiges verändert hat. An Kiosken werden türkische Zeitungen verkauft, die Blitzreinigung heißt „Yilmaz“ und die Sprachkenntnisse der Jugend gleichen „einem Sprachverhau, von geistigem Stacheldraht durchzogen, von mentalen Granaten zerpflückt wie die Schlachtfelder der Somme.“

Es ist herrlich erfrischend, wie der Führer sich durch das Fernsehprogramm zappt und aus lauter Zorn über den gezeigten Wahnsinn, die Lust verspürt, mit der Flak mal ordentlich in das versammelte Lügengesindel eines Shoppingkanals hineinzuhalten. Und als ihm auf einem anderen Kanal zum wiederholten Male eine Stimme die Ereignisse der letzten fünf Minuten um die Protagonisten Cindy und Mandy zusammenfasst, schreit er den Fernseher an: „Ich bin doch nicht senil!“

Der erbärmliche Zustand des deutschen Volkes, der Medienlandschaft und der Politik, lassen für Hitler nur einen Schluss zu: Es bedarf der messerscharfen Analytik, der weitsichtigen Politik, der Erfahrung und der Herrschaft des Führers! Wer sonst sollte das deutsche Volk erretten? Etwa die klobige Kanzlermatrone „mit der zuversichtlichen Ausstrahlung einer Trauerweide“?

Über eine Ethno-Comedy-Sendung im Fernsehen bahnt sich der Führer seinen Weg zurück an die Spitze. Er verstand es schon einmal, das Volk hinter sich zu bringen. Warum sollte das nicht acht Jahrzehnte später erneut funktionieren?

Man sagt, der Unterschied zwischen einer Tragödie und einer Komödie, sei der Zeitfaktor. Und tatsächlich ist dieser Führer eine herrlich schräge Figur, die mit ihrer eigenen Logik, einer hervorragenden Rhetorik sowie exzellenter Menschenkenntnis und –führung besticht. Er spricht aus, was viele denken und wenn er mal wieder über das Ziel hinausschießt, so wird es ihm nachgesehen, weil er es schließlich in seiner vermeintlichen Rolle des Führers, als Kunstfigur, sagt.

Sein anfängliches Ansinnen, die Medien gleichzuschalten, verwirft der Führer schnell. Diese Medienlandschaft bedarf keiner Gleichschaltung. Die (freiwillige) gegenseitige Bespiegelung der Medien erfüllt den gleichen Zweck. Selbst die anfängliche Empörung der Bild-Zeitung über die geschmacklosen Hasstiraden des neuen Hitlers, nutzt dieser geschickt aus und enttarnt die Bild schließlich als das heuchlerische Schmierenblatt, das es ist.

Ein Höhepunkt ist zweifellos der Besuch der NPD-Parteizentrale. Holger Apfel und seine Anhängerschaft treiben dem Führer die Zornesröte ins Gesicht. Er bezeichnet die ganze Partei als „einzige Schande für das deutsche Volk“ und resümiert für die anwesenden Reporter: „Ein anständiger Deutscher hat hier nichts verloren.“ Und auch wenn der Führer es sicherlich anders gemeint hat, in der Sache mag man ihm hier gerne beipflichten.

Der Klappentext ist durchaus als Warnung zu verstehen. Tatsächlich ertappt sich der Leser dabei, wie er nicht über Hitler, sondern mit ihm lacht. Mehr noch, die Figur des Führers wirkt derart sympathisch, dass die Historizität der Verbrechen Adolf Hitlers in Vergessenheit zu geraten droht. Doch glücklicherweise hat Timur Vermes die wahnwitzige Rassenlehre, das menschenverachtende Weltbild und den Rassenhass seines Protagonisten nicht ausgespart.

Ein Kunstgriff des Autors, der dem Leser eine allzu große Identifikation mit der Figur unmöglich macht. Dem Führer selbst schaden seine Ansichten indes nicht, da im Kosmos des Romans niemand vermag, seine wahren Bestrebungen und Motive zu erkennen. Jeder hält ihn für eine schrullige Kunstfigur mit verblüffender Authentizität. Auf diesem Irrtum beruhen unzählige komische Situationen.

„Er ist wieder da...“ ist eine bitterböse Satire, die diese Gesellschaft in ihren Grundfesten erschüttert. Nun mag man sich sicher fragen, ob es tatsächlich der Figur Adolf Hitlers bedarf, um uns den Spiegel vorzuhalten. Und darf man überhaupt mit dieser Figur sympathisieren? Sicherlich hätte jeder andere intelligente Zeitreisende ebenso gut für eine solche Gesellschaftspersiflage herhalten können, der Führer aber verleiht dem Ganzen eine unnachahmliche humoristische Note.

Timur Vermes Erstlingsroman überzeugt auf ganzer Linie. So absurd die Handlung auch erscheinen mag, sie wirkt nie zu gestelzt und verkommt auch nicht zu reinem Klamauk. Die Komik basiert hier nicht etwa auf einer Verballhornung Hitlers - wie es in der Comedy-Welt schon fast üblich ist 
- sie entsteht durch die Interaktionen des Protagonisten mit seiner neuen Umwelt. Darüber hinaus gewinnt die Figur des Führers durch die zahlreichen historischen Rekonstruktionen enorm an Tiefe.

Die subtile, spitzzüngige, humoristische Form der Gesellschaftskritik macht „Er ist wieder da...“ zu einem heiteren Lesevergnügen.


Prädikat: absolut lesenswert

Montag, 3. Dezember 2012

Das DHL-Fiasko

Es kommt vor, dass man ein wichtiges oder zumindest ein lang erwartetes Paket persönlich in Empfang nehmen muss, da der Zusteller die Unterschrift des Empfängers benötigt. Glücklicherweise lässt sich das Zustelldatum dank der Sendungsverfolgung exakt bestimmen, so dass man sich diesen Termin freihalten kann – sollte man meinen.

Was aber, wenn sich das Paket laut Sendungsverfolgung im Zustellfahrzeug befindet, dieses aber direkt vor der eigenen Tür kehrt macht und davonfährt? Das klingt so unglaublich, dass es gar nicht wahr sein kann, nicht wahr sein darf! Ich habe schon oft gelesen, dass die überforderten Zusteller der DHL einfach ein Kärtchen in den Briefkasten werfen, ohne geklingelt zu haben, aber dass sie einfach wegfahren, das war mir neu.

Nun wohne ich in einer Sackgasse. Wenn der Fahrer diese also ansteuert, warum bringt er dann nicht auch alle Pakete in dieser Straße aus? Als ich den Fahrer am nächsten Tag freundlich fragte, ob er bereits gestern einen Zustellversuch unternommen hätte, wich dieser geschickt aus. „Gestern hatte ein Kollege die Route.“ – Elender Lügner! Und wegen dieses Zustellborats habe ich nun also meine Zeit verschwendet.



Zur Kontingenzbewältigung nutze ich, wann immer es möglich ist, eine Packstation. So bin ich wenigstens nicht vom Wohl und Wehe eines launischen Zustellers abhängig. Und bisher gab es da auch rein gar nichts zu beanstanden. Dann aber kam die DHL auf die grandiose Idee, ihre Packstationen auf das sogenannte mTAN-Verfahren umzustellen. Verkauft wurde die Umstellung als Vereinfachung des Systems und Verbesserung der Sicherheit.

Schön blöd nur, dass die Benachrichtigung über eine Sendung inkl. der neuen mTANs nicht wie üblich auch per Mail verschickt wurden, sondern ausschließlich per SMS. Wer keine Mobilnummer hinterlegt hatte, wurde gebeten die Hotline anzurufen. Eine andere Möglichkeit wie z.B. eine mTAN-Generierung im Login-Bereich war nicht möglich. Nach 30 Minuten in der Warteschleife brach ich entnervt ab. Es folgten zwei weitere Versuche. Einmal beendete der automatische Verbindungsabbruch die furchtbar nervige Warteschleifenunterhaltung, ein weiteres Mal gab ich nach über einer Stunde auf.

Meine schriftliche Bitte, mir eine mTAN an die nun aktivierte Mobilnummer zu senden, verlief ebenso erfolglos. Daraufhin ging das Paket „Return to Sender“. Ich wüsste zu gern, wie viele Mitarbeiter in dieser Ausnahmesituation für die Hotline eingeteilt waren. Zwei? Wer hat denn überhaupt so viel Zeit, stundenlang in der Warteschleife zu warten, um sich eine mTAN geben zu lassen?

Das Chaos an den Packstationen war da nur die logische Konsequenz. So etwas können sich auch wieder nur Leute mit einem mentalen Tunnelblick ausgedacht haben. Vereinfachung, Erhöhung der Sicherheit? Chaos! Diese Umstellung war in etwa so sinnvoll wie ein Brennholzverleih!

Da will uns die DHL mal wieder für vollkommen dumm verkaufen. Angeblich seien Kundendaten, entwendet und Packstationen von Kriminellen missbraucht worden. Wer’s glaubt. Bisher konnte man seine Sendungen nur dann auslösen, wenn man sich mit Karte und PIN bei der entsprechenden Packstation angemeldet hat. Die Wahrscheinlichkeit, eine vierstellige PIN zu erraten beträgt ca. 0,03 Prozent. Und selbst dann ist sie ohne die Karte völlig nutzlos. Das System entspricht somit dem einer EC-Karte. Wobei Kriminelle ja selbst im Besitz der Postkarte und der entsprechenden PIN noch nicht einmal wissen können, wann und wo eine Sendung vorliegt. Das wäre rein spekulativ. Ebenso wie der Wert der potentiellen Beute.

Der Aufwand für Kriminelle wäre extrem hoch, während sich der Ertrag in engen Grenzen halten dürfte. Da wäre es wohl lukrativer, die Packstationen mit der Haudrauf-Methode zu knacken und die Fächer einfach aufzubrechen. Wer glaubt da bitte die Mär des subtilen Datendiebstahls?

Den Nutzern der Packstationen wäre indes ohnehin kein materieller Schaden entstanden, zumal eine Standard-Paketsendung bis zu 500 Euro versichert ist. Aber die Umstellung war sicherlich ganz im Sinne des Kunden. Und natürlich merke ich mir meine kurzfristig zugesandte mTAN viel lieber als meine mir selbst ausgewählte persönliche PIN. Nur gut, dass solche Verfehlungen der Unternehmen in Zeiten von facebook und Twitter mit Shitstorms abgestraft werden. Allein interessieren wird es diese Quasi-Monopolisten nicht.

So richtig auf den Sack geht mir aber, dass mir eine solch durchschaubare Marketing-Aktion der DHL erzählen will, warum das neue System besser für mich ist und warum es mir zu gefallen hat. Diese ganze Vermarktungs- Verblendungsmaschinerie bringt mich echt zur Weißglut...

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