Mittwoch, 16. Januar 2013

Same Procedure As Every (Mon)day

Ich kann es einfach nicht mehr sehen! Das allabendliche Fernsehbild nervt. In meiner Verzweiflung bleibe ich immer öfter bei den Öffentlich-Rechtlichen hängen. Man sollte doch annehmen dürfen, dass bei einem acht Milliarden Euro Etat zumindest zur Prime-Time mal etwas Vernünftiges dabei herausspringt. Dem ist aber leider nicht so.

Was für ein grauenhaft schlechter Tatort war das am Sonntag? Schlechtes Drehbuch, schlechte Szenerie und auch furchtbar schlechte und blasse Darsteller. Jeder Filmstudent stellt mit geringeren Mitteln wesentlich interessanteres auf die Beine.

Mangels Alternativen zappte ich am Montag auch wieder bei Plasberg rein. Und erneut war es eine grauenhaft lahme Talkrunde. „Blitzer, Steuern, City-Maut – Freie Fahrt nur für reiche Bürger?“ Immer diese dämlichen Themen, die so überkandidelt klingeln, als stammten sie geradewegs aus der Feder eines RTL-Explosiv-Redakteurs.

Eine Reich-Arm-Debatte blieb den Zuschauer dann jedoch glücklicherweise erspart. Stattdessen wurden mal wieder die gängigsten Klischees bedient. Da waren das testosterongelandene Vierkant mit dem grauenhaften Modegeschmack und die ehemalige Rallyfahrerin, die sich für die Rechte der Autofahrer stark machten. Für Tempolimit, Blitzer und City-Maut sprachen sich dagegen Harald Schmidts Ex-Sidekick und überzeugter Fahrradfahrer Manuel Andrack sowie der grüne Oberbürgermeister Tübingens aus.

Komplettiert wurde die Runde von Peter Ramsauer, der vor allem sich und seine Verkehrspolitik lobte. Das hätte er bei Jauchs Flughafen-Talk wohl schwerlich gekonnt, vermutlich hatte er seine Teilnahme deshalb dort abgesagt.

Tja, was soll man dazu sagen? Die einen wollen freie Fahrt für freie Bürger, die anderen beklagen sich über Raser und wollen die guten Bürger vor diesen gemeingefährlichen Rasern schützen. Verhärtete Fronten und jedes Statement wurde schon unzählige Male gehört.

Was mich bei solchen Diskussionen aber immer zur Weißglut bringt, sind Leute wie Andrack und Palmer, die in ihren Städtchen schön mit dem Radel verkehren oder sich bei miesem Wetter auch mal ein Taxi gönnen und sich daher in moralischer Überlegenheit wähnen. Schön für euch! Aber es gibt eben auch Leute, die täglich etliche Kilometer zwischen Wohnung und Arbeitsplatz pendeln müssen. Was maßen sich diese Radfahrer an, anderen Menschen Vorschreibungen machen zu wollen, von denen sie selbst nicht oder nur selten betroffen sind? 

Das ist in etwa so, als wenn der Papst die Sexualmoral definierte. Wie, das tut er auch? Also das ist ja... Das kann doch nicht...

Lassen wir das. Es ist ja doch immer das gleiche leere Geschwätz, das uns in diesen Talkrunden so vorgesetzt wird. Und so langsam dolcht mich, dass diese seichte Unterhaltung ganz genau das Ansinnen von Öffentlich-Rechtlichen und Politikern ist. Man nehme ein streitbares, aber im Prinzip belangloses Thema, suggeriere den Zuschauern ihre Stimme fände Gehör, in dem man ein paar Statements zusammenhangslos vorliest und fertig ist die Abendunterhaltung.

Politiker erhalten so die Gelegenheit, sich dem Elektorat zu präsentieren und ein paar mediengeile Fernsehsternchen können abseits ihrer sonstigen Sendezeit ein bisschen an ihrem Image feilen. Alles schön einfach verpackt, möglichst unaufgeregt und konsensfähig. Bloß keine schlafenden Hunde wecken. Umarmt den Status quo. Und ehrlich gesagt, nach so einschläfernden Sendungen fällt es mir auch immer schwerer, mich überhaupt noch darüber aufzuregen...

2 Kommentare:

  1. In der Tat. Ich verweigere diese ganz einfach. Dieses selbstgefällige, weichgespülte Geblubber der Herren "Volksvertreter" und Konsorten macht mich krank.
    Der Vorschlag von Urban Priol, bei der nächsten Bundestagswahl einmal den Spieß umzudrehen und statt zu wählen ABZUWÄHLEN würde sicherlich gut ankommen und einen Ansturm auf die Wahlurnen auslösen! Die Sendung würde ich mir auch gerne im TV ansehen... diese dummen Gesichter, die endlich mal mit den Konsequenzen ihres "Nicht-Handelns" konfrontiert würden, das wäre ein rechter Spaß!

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    1. Na ja, irgendwie handeln sie ja, wenn auch nur selten im Sinne derer, die sie gewählt haben. :)

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