Mittwoch, 20. Juni 2012

Stirb leiser!


„Der beste Beweis für Menschenkenntnis ist stille Mordlust“. Wer könnte Frankie da widersprechen? Wenn in mir etwas die Mordlust weckt, dann ist es die Dummheit oder schlicht das unmotivierte, rücksichtslose Verhalten von manchen Leuten da draußen. Es sind diese kognitiv Naturbelassenen und Quälgeister, die mich zur Weißglut bringen und wegen denen mir – metaphorisch gesprochen – das Messer in der Hosentasche aufklappt!

Röchel-Hilpers ist ein solcher Quälgeist. Unglücklicherweise habe ich das Pech, in nächster Nachbarschaft zu diesem, mir nicht näher bekannten Mann zu wohnen. Röchel-Hilpers hat die schlechte Angewohnheit, unabhängig von Witterungslage und Jahreszeit, auf der Terrasse zu rauchen. Das könnte mir gar nicht egaler sein, ja wenn nicht jede Faser seines Körpers mit tiefster Abneigung auf die Inhalation des Rauchs reagierte und dies mit minutenlangen Hustenanfällen kundtäte. Als flehte Röchel-Hilpers’ Lunge förmlich um Gnade.

Doch getreu dem Motto der Tabakindustrie – „Wer Zeit zum husten hat, raucht noch zu wenig“ – geht Röchel-Hilpers weiter in die Vollen. Und genauso erbarmungslos, wie er seine Lunge foltert, malträtiert er auch täglich die Ohren der Nachbarschaft. Nicht selten werde ich morgens in der Frühe von Röchel-Hilpers’ Würfelhusten aus dem Schlaf gerissen. Beim Abendessen verdirbt er mir den Appetit und in Stunden trauter Zweisamkeit meuchelt Röchel-Hilpers’ Sucht nach Krebsstäbchen die Romantik, wenn sein Husten durch die Nachbarschaft schallt.

Stirb verdammt noch mal leiser! Und am besten bald. Doch jeder Morgen beweist aufs Neue, dass all meine Flüche wirkungslos geblieben und meine Gebete nicht erhört worden sind. Und bis er nicht gestorben ist, hustet Röchel-Hilpers mich auch weiterhin zur Weißglut...

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